Abschied von den "Wegstrukturierten"

TRIER. Offene Worte zum Abschied: Der langjährige Regionaldekan von Trier, Josef Schönborn, warnt das Bistum davor, das Engagement der ehrenamtlichen Laien zu unterschätzen. Mit einem Pontifikalamt und einem Festakt wurden Schönborn und sein Kollege Karl Kneißl (Region Westeifel) als Regionaldekane verabschiedet.

 Dank zum Abschied: Die beiden ehemaligen Regionaldekane Karl Kneißl (links) und Josef Schönborn (rechts) mit Weihbischof Leo Schwarz und Bischof Reinhard Marx.Foto: Marcus Stölb

Dank zum Abschied: Die beiden ehemaligen Regionaldekane Karl Kneißl (links) und Josef Schönborn (rechts) mit Weihbischof Leo Schwarz und Bischof Reinhard Marx.Foto: Marcus Stölb

Wie lobt man die Arbeit von Menschen, deren Ämter man aus guten Gründen soeben abgeschafft hat? Vor diesem Dilemma stand am Dienstagabend nicht nur Generalvikar Werner Rössel. Das Bistum verabschiedete die beiden Regionaldekane Josef Schönborn (Trier) und Josef Kneißl (Westeifel), deren Funktionen in der neuen Struktur der Diözese nicht mehr vorkommen. Denn mit dem heutigen 1. April sind die Regionen im Bistum abgeschafft und mit ihnen auch das Amt des Regionaldekans.Warnung: Vergesst nicht die ehrenamtlichen Laien!

Rössel begründete die einschneidenden Veränderungen erneut mit dem Wandel der Kirche und verwies auf Mitgliederverlust und Priestermangel. So zähle das Bistum Trier im Vergleich zu 1970 rund 325 000 Katholiken weniger, und auch die Zahl der Priester sei um gut 450 zurückgegangen. Rössel stellte aber klar, dass die Umstrukturierung nicht bedeute, die Arbeit der Regionaldekane in der Vergangenheit "schlecht zu reden". So dankte er Schönborn und Kneißl für ihre Treue und ihre langjährige "augenscheinliche Präsenz" in den Regionen. Auch Bischof Reinhard Marx lobte das "Mut machende Engagement" der scheidenden Regionaldekane. In einer bemerkenswert offenen Ansprache sparte Schönborn ("Ich bin einer von denen, die wegstrukturiert wurden") nicht mit Kritik an der Bistumsleitung. Die Jahre als Regionaldekan seien eine schöne Zeit gewesen, doch "wir haben uns manchmal nicht so gut behandelt gefühlt", so Schönborn. "Ab und zu hat es auch geknistert", mitunter sei man "vor vollendete Tatsachen" gestellt worden. Offenbar sei auch "einigen Hauptabteilungsleitern erst jetzt bewusst geworden, was sie an uns hatten", fuhr Schönborn fort. Eindringlich warnte er davor, bestimmte Gruppen in der Kirche "zu übersehen" und nannte dabei ausdrücklich die ehrenamtlichen Laien. Schönborn tritt mit dem heutigen Tag in den Ruhestand, Kneißl wird wieder Pfarrer in einer Gemeinde nahe der belgischen Grenze. Zeitgleich mit der Verabschiedung wurde Weihbischof Leo Schwarz in seinen neuen Visitationsbezirk eingeführt. Er übernimmt diese Aufgabe von Weihbischof Alfred Kleinermeilert. Mehr als 20 Jahre war Schwarz zuständig für den Visitationsbezirk Koblenz, wo er fast jede Pfarrei siebenmal besuchte und rund 80 000 Jugendlichen das Sakrament der Firmung spendete, wie Rössel anmerkte. "Die Gemeinden sind aufgefordert zu einem Weg des stärkenden Miteinanders", formulierte Bischof Marx die Herausforderung nach der Bistumsreform. Doch Marx schränkte die Bedeutung der Veränderungen auch ein "Strukturen machen die Kirche nicht aus".

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