Abschied von der Post

TRIER-SÜD/ZEWEN. Endgültig geschlossen hat die Postagentur im Zeitschriftenladen von Johannes Horsch in der Saarstraße gestern um zwölf Uhr. Die Poststelle in seinem Zewener Geschäft wurde bereits am Mittwoch Abend dicht gemacht. Für die Kunden kam die Schließung überraschend.

"Wir haben seit einigen Wochen Gespräche geführt. Es galt auch, Fristen einzuhalten", erklärte Johannes Horsch. Die Kunden erfuhren erst am Mittwoch Morgen von der Schließung. Zu den Gründen wollen weder Post-Partner Horsch noch Pressesprecher der Deutschen Post AG Thomas Kutsch Stellung nehmen. Beide Seiten haben sich vertraglich zur Schweigsamkeit verpflichtet. "Wir haben über 8000 Partner in Deutschland", erklärte der Pressesprecher. So sei eine große Abdeckung auch ländlicher Gebiete gewährleistet. "Die Kunden können auf umliegende Filialen ausweichen. Wo sich diese befinden, können sie unter www.deutschepost.de herausfinden", so Kutsch."Vor allem für ältere Leute sehr ärgerlich"

Die Filialsuche über das Internet-Portal der Deutschen Post AG scheint aber wenig praktikabel. Gibt man als Daten eine Adresse für Zewen in Kant- oder Lindscheidstraße ein, wirft die postinterne Suchmaschine als nächste Stationen Filialen in Konz aus. Die Trier-Süder werden in die Innenstadt, nach Trier-West/Pallien oder sogar nach Mariahof verwiesen. Auch Feyen-Weismark taucht in der Angebotsliste auf. Dort ist die Poststelle jedoch nur stundenweise geöffnet. Vor allem die Bürger aus den umliegenden Stadtteilen und Gemeinden, in denen längst die Postfilialen geschlossen und keine Agenturen eröffnet wurden, müssen nun längere Wege in Kauf nehmen. "Ich finde es empörend", sagte Brunhilde Steil aus Langsur. Bisher fuhr sie nach Zewen. Sie selbst war 35 Jahre lang im Postdienst, ihr Mann war ebenso lang Filialleiter. "Vor allem ist diese Schließung für ältere Leute sehr ärgerlich, die mit ihren Sparbüchern immer dahin kamen", findet die Langsurerin. Auch sie selbst werde noch mehr Zeit investieren müssen, um eine Postbank zu erreichen. Dass sich die Schließung in Zewen negativ für die Sparer auswirkt, bestreitet Thomas Kutsch, Pressesprecher der Deutschen Post AG. "Alle Postbank-Kunden können an Geldautomaten der Cash Group kostenlos Geld abheben", erklärte Kutsch. Zur Cash Group gehören Deutsche Bank, Hypo-Vereinsbank, Dresdner und Commerzbank sowie deren Tochtergesellschaften. Dennoch sei die Deutsche Post AG bemüht, eine Nachfolgelösung und neue Partner möglichst in der Nähe der alten Standorte zu finden. "Auch ich bin sehr optimistisch, dass die Lücke bestimmt geschlossen wird", sagte Johannes Horsch. Ein Zeitlimit gebe es aber nicht. So werden die Kunden weiter damit vertröstet, auf andere Filialen auszuweichen.Hamsterkäufe bei Briefmarken

"Die Post sollte an die älteren Mitbürger denken, die nicht mobil sind und keine weiten Strecken zu Fuß oder mit dem Bus zurücklegen können. Ich bin sehr verärgert", sagte Dieter Schneider aus Zewen. Einige Kunden haben mit Briefmarken-Hamsterkäufen reagiert, andere waren den Tränen nahe aus Wut und schierem Unverständnis. Auch den Angestellten wird der 27. Mai als ein schwarzer Tag in Erinnerung bleiben. "Eigentlich stünden wir jetzt auf der Straße", sagten Karin Maes und Angelika Konrad. Sie betreuten die Postagentur in Zewen. Genau wie in Trier-Süd ist Arbeitgeber Horsch aber bemüht, die Angestellten weiter zu beschäftigen.

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