Acht Wochen im ewigen Eis

Trier · Der 28-jährige Geologe Stephan Paul hat auf dem Forschungsschiff "Polarstern" an einer Expedition in die Antarktis teilgenommen. Der Doktorand der Universität Trier wohnte zwei Monate lang auf dem Schiff und erlebte die beeindruckende Natur der Antarktis. Im TV blickt Stephan Paul auf die außergewöhnliche Expedition in das ewige Eis zurück.

 Forschen in antarktischer Kälte: Der Trierer Doktorand Stephan Paul (rechts) arbeitet mit einer Kollegin an einem Schneeschacht. Im Hintergrund liegt das Forschungsschiff „Polarstern“. Foto: Stefan Hendricks (AWI)

Forschen in antarktischer Kälte: Der Trierer Doktorand Stephan Paul (rechts) arbeitet mit einer Kollegin an einem Schneeschacht. Im Hintergrund liegt das Forschungsschiff „Polarstern“. Foto: Stefan Hendricks (AWI)

Anfang August 2013. Das Forschungsschiff "Polarstern" liegt vor der Antarktischen Halbinsel. Der Eisbrecher befindet sich im Weddellmeer, irgendwo inmitten der kalten Gewässer zwischen dem 62. südlichen Breitengrad und 54 Grad westlicher Länge.
Stephan Paul sitzt in diesem Moment an seinem Arbeitsplatz an Bord des Schiffes, der "Windenkontrollraum" heißt, tippt auf die Tastatur seines Computers und schickt eine E-Mail in das Tausende Kilometer entfernte Deutschland.

Der Windenkontrollraum liegt am Heck des Schiffes. Hier stapelt sich der Papierkram und verursacht ein schier unübersichtliches Chaos. Gleichzeitig hat man von hier eine schöne Aussicht auf die Umgebung, wie Stephan Paul uns in seinem Bericht erzählt.
Acht Wochen hat der Trierer Doktorand nun schon auf der "Polarstern" verbracht. Die Antarktis beeindruckte in dieser Zeit den Forscher: "An Bord, aber auch auf dem Eis direkt erlebt man eigentlich alles, was die Natur hier zu bieten hat: Von neugierigen Pinguinen, die einem vor die Messgeräte laufen, über Robben und Wale, die sich vorm und um das Schiff tummeln, bis hin zu Polarlichtern in der Nacht bot die Reise bisher alles."

Stephan Paul nimmt als Diplom-Geologe an einer Expedition des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) teil. Die Reise begann am 8. Juni in Kapstadt und endet in diesen Tagen mit der Ankunft in Punta Arenas in Chile. Während der Expedition sammelt Stephan Paul Messdaten in der Antarktis, insbesondere beschäftigt sich der Geologe mit dem Einfluss der Schneeoberfläche auf satellitengestützte Radarmessungen.

"Ich möchte herausfinden, welche Eigenschaften des Schnees das zurückgestreute Signal wie und in welchem Maße beeinflussen", erklärt Stephan Paul. Dazu hob er Gruben im Schnee aus und vermaß deren Temperatur, Schneedichte und die Schichtung der Schneeoberfläche.
Etwa 100 Menschen leben und arbeiten während der Expedition an Bord der "Polarstern", darunter die Besatzung und Wissenschaftler aus aller Welt. Zwei Monate lang wohnte auch Stephan Paul in einer Kammer mit einem Zimmergenossen. Langeweile kam in dieser Zeit nie auf, sagt Stephan Paul. Unter den Passagieren der "Polarstern" sei ein großes Gemeinschaftsgefühl entstanden. Neben der Forschungsarbeit sorgten gemeinsame Grillabende und Tanzstunden an Bord des Schiffes für Zeitvertreib.

Auf die Rückkehr nach Deutschland blickt Stephan Paul mit gemischten Gefühlen. "Natürlich freut man sich sehr auf Freunde und Familie zu Hause, aber es ist auch komisch, plötzlich aus dieser Blase hier auszubrechen und diese sehr schwer zu beschreibende Reise hinter sich zu lassen", erzählt der Trierer Doktorand.
Auch das sommerliche Wetter in Deutschland bereitet Stephan Paul nach acht Wochen antarktischer Kälte Sorgen: "Ich habe ein bisschen Angst davor, einzugehen, wenn ich höre, wie heiß es zu Hause ist. Das sind im Extremfall über 60 Grad Celsius Temperaturunterschied."

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