Ärger um Asylbewerber - Eurens Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz befürchtet Eskalation wegen Belästigungen

Trier · 360 Menschen leben zurzeit im Heim für Asylbewerber in der Eurener Seidel-Kaserne, ursprünglich sollten 150 aufgenommen werden. Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz berichtet von Ruhestörungen, Belästigungen und aggressivem Betteln. Er warnt: "Euren steht vor einer Eskalation."

Trier. Hans-Alwin Schmitz kennt die enorme Brisanz seiner Kritik genau. "Sowohl der Ortsbeirat als auch die Menschen in Euren standen von Anfang an hinter der Idee, Flüchtlinge in der General-von-Seidel-Kaserne aufzunehmen", sagt der im Stadtrat für die FWG aktive Ortsvorsteher. "Diese Akzeptanz bröckelt gewaltig, und damit öffnen wir uns natürlich sofort dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit." Schmitz atmet tief durch. "Aber das trifft nicht zu. Das Problem besteht im Fehlverhalten einzelner, das abgestellt werden muss."
Eurens Ortsvorsteher schildert die Situation: "Es vergeht mittlerweile kein Tag, an dem Anwohner mich nicht um Hilfe bitten." Insgesamt habe er fast 80 Beschwerden gesammelt. Nächtliche Ruhestörung, Belästigungen von Spaziergängern und Anwohnern und Bettelrunden an den Haustüren stehen auf der Liste. "Manche Bewohner der Einrichtung gehen einfach in fremde Gärten oder setzen sich auf geparkte Autos", sagt Schmitz. "Sie sprechen Frauen an, die gerade ihre Hunde ausführen, und das in einer aggressiven Art und Weise." Manche Anwohner, das betont der Ortsvorsteher, trauen sich abends nicht mehr aus dem Haus. "Das sind dann möglicherweise unbegründete, aber verständliche Ängste."
Schmitz wandte sich schriftlich an Oberbürgermeister Klaus Jensen, und dieser reagierte. Am Donnerstagmorgen besuchte Jensen zusammen mit Dagmar Barzen, der Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, die Einrichtung in der Eurener Kaserne. "Das Anliegen des Gesprächs, bei dem der Oberbürgermeister die Bewohner in der Stadt willkommen hieß, war es, die von Herrn Schmitz übermittelten Beschwerden gemeinsam zu besprechen und dafür Sorge zu tragen, dass sich alle Flüchtlinge korrekt verhalten", erläutert Hans-Günther Lanfer vom Trie rer Presseamt. "Hierzu wurden die bei uns geltenden Verhaltensregeln erläutert, die den Flüchtlingen auch schriftlich gereicht werden."
Die Asylbewerber werden von einem Team des Caritasverbands Trier betreut, das von Bernhard Jocher geleitet wird. "Wir stehen in ständigem Kontakt mit Herrn Schmitz und nehmen seine Schilderungen sehr ernst", sagt Jocher im Gespräch mit dem TV. "Wir informieren jeden unserer Bewohner über die Regeln des Zusammenlebens, aber Einzelne zeigen das vom Ortsvorsteher beschriebene Fehlverhalten." Generell habe die im Februar eröffnete Einrichtung (siehe Extra) in Euren von Anfang an viel Unterstützung erfahren. "Wir werden alles daran setzen, dass es so bleibt. Die enorme Fluktuation in der Einrichtung macht es sehr schwierig, die kulturellen Differenzen immer wieder zu überwinden."Meinung

Toleranz ja, Belästigung nein
Wer sich die Lage nur oberflächlich ansieht, hält die Mehrheit der in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge für grundsätzlich gefährlich potenzielle Kriminelle und liegt damit natürlich falsch. Wie so oft prägen Einzelne mit ihrem Verhalten das Bild einer unproblematischen Mehrheit. Die Bereitschaft, kulturelle und ethnische Grenzen zu überwinden, muss man von den Nachbarn einer Aufnahmeeinrichtung erwarten können. Die Bereitschaft, massive Belästigungen zu ertragen, dagegen nicht. Stadt und Land gehen mit Hilfe der Caritas hier den richtigen Weg und setzen auf eine bessere und intensivere Kommunikation. Wenn einzelne Flüchtlinge ein Verhalten zeigen, wie es Eurener Anwohner schildern, brauchen sie eine klare und für sie verständliche Botschaft: Das muss aufhören! j.pistorius@volksfreund.deExtra

Die Aufnahme von Asylbewerbern in der früheren Bundeswehrkaserne in Euren soll ein Provisorium sein, bis der Ausbau der Einrichtung in Ingelheim (Landkreis Mainz-Bingen) abgeschlossen ist. Das wird laut Mitteilung von Miriam Lange, Pressereferentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, frühestens Mitte 2015 der Fall sein. "Da die Krisenregionen dieser Welt allerdings nicht weniger werden, ist nur schwer abschätzbar, wie viele Flüchtlinge noch in die Bundesrepublik einreisen und demzufolge nach Rheinland-Pfalz kommen und erstversorgt werden." Aktuell sind, so Lange, 360 Menschen in der Kaserne untergebracht; darunter befinden sich auch Familien mit Kindern unter drei Jahren. Die Hauptaufnahmeeinrichtung in der Trierer Dasbachstraße ist seit Jahren überfüllt. jp

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