Agressive Bettler werden in Deutschland bestraft

Trier/Bitburg/Wittlich · Bettler sitzen still auf der Straße und halten ein Schild in der Hand mit der Bitte um eine Spende. Das ist in Deutschland erlaubt. Menschen ansprechen kann schon geahndet werden, so wie in Trier und der Region

Trier/Bitburg/Wittlich. Ein paar Jahre ist es schon her, dass täglich ein Mann auf allen Vieren durch die Trierer Fußgängerzone kroch, eine Schüssel vor sich herschob und die Passanten anbrüllte. "Spinnenmann" wurde er genannt, an den Spinnenmann kann sich Ralf Frühauf, Sprecher der Stadt, noch gut erinnern. Im Sommer 2011 griff der kommunale Vollzugsdienst schließlich ein, der Spinnenmann verschwand. "Aggressives Betteln ist seitdem nicht mehr festgestellt worden", sagt Frühauf.

Grundsätzlich sei Betteln in Trier nicht verboten, "im Bereich der Fußgängerzone haben wir fast täglich Personen, überwiegend aus Osteuropa, die hier still betteln", sagt Frühauf. "Dass dieses Betteln vermutlich organisiert ist, ist nur schwer nachzuweisen", fügt der Stadtsprecher hinzu. In Hamburg akzeptiert man das passive Betteln sogar als Teil des Stadtbilds, etwas völlig Anderes sei aber die gewerbsmäßige Bettelei, erklärt der Bürgerschaftsabgeordnete David Erkalp. Osteuropäische Betteltrupps bedrängten immer wieder Passanten. Gegen die "Bettelmafia" fordert Erkalp ein entschlossenes Vorgehen. Bei aggressivem Betteln schritten die Beamten ein, versichert ein Polizeisprecher.

Was darunter zu verstehen ist, variiert in Deutschland allerdings. So lange Passanten nicht direkt angegangen würden, greift das Ordnungsamt in Trier zum Beispiel nicht ein. "Das Zurschaustellen von verkrüppelten Gliedmaßen dagegen war bis 2013 immer wieder Grund für Beschwerden aus der Bevölkerung", sagt Ralf Frühauf. Nachdem der kommunale Vollzugsdienst konsequent Platzverweise ausgesprochen habe, seien keine Beschwerden mehr eingegangen.

Ähnlich schaut es in Bitburg aus, wo in der städtischen Gefahrenverordnung die Sicherheit auf Straßen und in öffentlichen Anlagen geregelt wird, unter anderem der Umgang mit Bettlern. Aggressives Betteln ist in Bitburg wie in Trier verboten, "für uns aber Interpretationssache", erklärt ein Mitarbeiter des Ordnungsamts. Eigentlich reiche es schon, wenn Leute direkt angesprochen würden, wie in dem klassischen Satz: "Haste mal 'ne Mark". Probleme mit aufdringlichen Personen oder Gruppen habe man aber weder in Trier noch in Bitburg.

"Wie in anderen Städten auch, sind Bettler im Innenstadtbereich, vorzugsweise in der Fußgängerzone oder vor der Schlossgalerie, anzutreffen", sagt Jan Mußweiler, Sprecher der Stadt Wittlich. Bettler-Trupps, die aggressiv vorgehen, seien in Wittlich bisher nicht aufgefallen. Anders in Hamburg, wo Passanten vermehrt mit der so genannten "Klemmbrett-Masche" abgelenkt wurden. Während sie für einen guten Zweck unterschreiben sollten, wurden die Interessenten von einem Komplizen des Sammlers bestohlen. Auch in Trier hat es solche Trick-Diebstähle gegeben.

In Leipzig sollen künftig Geldbußen verhängt werden, wenn Kinder beim Betteln als Druckmittel missbraucht werden. Solche Sanktionen seien nicht einfach durchzusetzen, für den Nachweis aggressiven Bettelns brauche man Zeugen, weiß Andrea Brandl, Referentin des Frankfurter Ordnungsdezernenten. "Egal wie mitleiderregend die Bettler sind, Passanten sollten nichts spenden", rät Ralf Frühauf. Wer bedrängt wird, sollte sich an die Polizei wenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort