Alarm aus der Wache

Etliche Stadtteile können von den Einsatzkräften der Trierer Berufsfeuerwehr nicht in der vorgeschriebenen Hilfsfrist von zehn Minuten erreicht werden. Die Situation der 54 Jahre alten Feuerwache am Barbara-Ufer ist in mehrfacher Hinsicht dringend diskussionswürdig. In den nächsten Monaten soll im Rahmen der Haushaltsberatungen über Standortfragen gesprochen werden.

 Wenn's brennt – wie hier auf einem Archivfoto – schafft es die Trierer Berufsfeuerwehr nicht immer in der vorgeschriebenen Zeit zum Brandort. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Wenn's brennt – wie hier auf einem Archivfoto – schafft es die Trierer Berufsfeuerwehr nicht immer in der vorgeschriebenen Zeit zum Brandort. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Was Herbert Albers-Hain, Leiter der Berufsfeuerwehr Trier, und Bürgermeister Georg Bernarding am Freitag in einer Pressekonferenz mitteilten, glich in weiten Teilen dem Griff auf den roten Alarmknopf. Die Berufsfeuerwehr Trier hat eine Gefahrenanalyse erstellt, deren Ergebnisse im Stadtvorstand und im zuständigen Dezernatsausschuss vorgestellt worden sind. "Die Fakten sind auf dem Tisch, wir können die Situation nicht verschweigen", sagte Bernarding. "Es muss was geschehen, und zwar in absehbarer Zeit." Probleme gibt es gleich mehrere: Zum einen ist die Bausubstanz der 54 Jahre alten Wache marode. Alleine eine Sanierung des Gebäudes würde vier Millionen Euro kosten, wie eine erste Untersuchung laut Bernarding ergab. Zudem muss diskutiert werden, wie die Sanierung bei laufendem Betrieb vonstatten gehen könnte.

Eine Fahrzeughalle ist wegen baulicher Mängel bereits geschlossen. Der Fuhrpark ist von 29 auf 45 Fahrzeuge in den letzten 18 Jahren gestiegen - für 23 Fahrzeuge fehlen Einstellplätze. Im gleichen Zeitraum ist die Personalstärke von 100 auf 160 Personen gestiegen. Die Rettungssanitäter sind derzeit in Containern auf dem Hof untergebracht. Eine weitere Verschärfung der Situation liegt in der demografischen Entwicklung: Immer mehr Krankentransporte, aber weniger freiwillige Feuerwehrleute, "ohne die es nicht geht" (Bernarding), die aber berufsbedingt deutlich weniger tagsüber verfügbar sind. Dabei wären sie insbesondere zwischen 7 und 18 Uhr vonnöten. Durchschnittlich 40 Stundenkilometer schnell sind die Feuerwehrfahrzeuge durch die 18 Kilometer lange Stadt.

Mehr Krankentransporte, weniger freiwillige Helfer



Die gestiegene Verkehrsdichte hat auch dazu geführt, dass nur noch 65 Prozent der Einsätze die in Trier geltende "Einsatzgrundzeit" von zehn Minuten erreichen, in denen die Fahrzeuge nach dem Alarm ausrücken und vor Ort sein müssen.

"Wir waren früher schneller", bestätigt Albers-Hain. Gefahrenschwerpunkte, die nach der Feuerwehrverordnung die Stadt in bestimmte Risikoklassen einstuft, sind insbesondere die Innenstadt. Zudem können die Höhenstadtteile sowie Ruwer, Ehrang, Biewer, Pfalzel, Quint und das ebenfalls als höchste Risikoklasse eingestufte Hafengebiet nicht in der vorgegebenen Hilfsfrist erreicht werden.

Um das Stadtgebiet optimal zu versorgen, kämen künftig zwei Standorte in Frage: Eine Hauptwache im Innenstadtgebiet und eine Nebenwache für die nördlichen Stadtteile, beispielsweise in Ehrang. "Egal, welche Lösung wir finden: Sie wird Geld kosten, das die Stadt nicht hat", resümierte Bernarding.

Meinung

Hiobsbotschaft für die Stadt

Den Mitgliedern des Stadtrates wird die Kaffeetasse aus der Hand fallen, wenn sie die Hiobsbotschaft vom Barbara-Ufer hören. Noch ist nichts Schlimmes passiert - doch wenn die Feuerwehr bei fast einem Drittel ihrer Einsätze zu spät kommt, ist es fünf nach zwölf. Die Stadt hat schon kein Geld für Straßensanierungen und andere wichtige Dinge, wird erdrückt von einer riesigen Schuldenlast und muss sparen. Und jetzt das! Wenn es um die Sicherheit der Bürger geht, kann und darf nicht gespart werden. Angesichts der Millionensummen, die offenbar erforderlich sind, kann einem nur Angst und Bange werden. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? f.giarra@volksfreund.de

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