Alle acht Stimmberechtigten votieren für Albert Schtschepik

TRIER. Albert Schtschepik tritt als Bundestags-Direktkandidaten der Linkspartei im Wahlkreis 205 (Stadt Trier und Kreis Trier-Saarburg) an. In einer Versammlung am Mittwochabend votierten alle acht stimmberechtigten Mitglieder der umbenannten PDS für den 53-jährigen Rentner aus Trier; Gegenkandidat Wolfgang Schmitt (WASG) ging leer aus.

Lange hing die Versammlung am seidenen Faden: zu wenig Stimmberechtigte da. Erst als eine halbe Stunde nach dem vorgesehenen Beginn doch noch zwei sehnlichst erwartete Parteimitglieder herbeigeeilt waren, konnte es losgehen. 24 Mitglieder zählt die in "Linkspartei.PDS Kreisverband Trier" umbenannte PDS Trier/Trier-Saarburg. Das notwendige Drittel davon (acht) war nun anwesend und die Runde im Restaurant "Postillion" endlich beschlussfähig. Ein Dutzend weiterer Gäste hatte kein Stimmrecht. Entweder handelte es sich Linkspartei-Mitglieder von außerhalb oder um Angehörige der Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG), die nicht zur Wahl am 18. September antritt. Der WASG-Kreisvorsitzende Wolfgang Schmitt nutzte aber die Möglichkeit, sich über die offene Linkspartei-Liste für eine Bundestags-Kandidatur zu empfehlen. In seiner Vorstellung "vergaß" der 68-jährige Ex-Fernmeldetechniker aus Trier allerdings ein wichtiges Detail: Im vergangenen Februar hatte er wegen umstrittener Äußerungen über den Zentralrat der Juden von seinem Amt als Sprecher der regionalen Attac-Gruppe (Globalisierungs-Gegner) zurücktreten müssen (der TV berichtete). Schmitt blieb auf Befragung aus der Versammlung bei seiner Auffassung, "dass man den Juden nicht zu viel Geld geben soll" - und in der Kandidatenkür ohne Chance. Alle acht Stimmen entfielen auf den Gegenkandidaten Albert Schtschepik (53), Kreis-Chef der Linkspartei. Der 1977 erblindete Trierer bewirbt sich zum zweitenmal um einen Sitz im Bundesparlament; bei seiner Kandidatur 2002 erreichte er 1,2 Prozent. Die Aussichtslosigkeit, gegen Mitbewerber wie Karl Diller (SPD) und Bernhard Kaster (CDU) das Direktmandat gewinnen zu können, stört Schtschepik nach eigener Aussage nicht: "Ich gehe hoch motiviert in den Wahlkampf und nutze ihn dazu, Überzeugungsarbeit zu leisten und unsere Themen über die Medien zu transportieren." Ziel sei es, "mit einer sehr starken Opposition" in den Bundestag einzuziehen und Druck zu machen auf die bisherige "Allparteien-Koalition", die für Sozialabbau, Steuer-Ungerechtigkeit und eine unsolidarische Form der Rentenversicherung stehe. Gegen die "menschenunwürdige"Arbeitsmarktreform Hartz IV wolle man per Normenkontrollklage angehen. Schteschepik: "Wenn man als Fraktion vor das Bundesverfassungsgericht zieht, ist der Instanzenweg kürzer."

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