Alle wollen Abitur

Zu großer Ansturm: Mindestens 37 Kinder mehr als die Trierer Gymnasien Plätze vorhalten, wurden für das kommende Schuljahr von ihren Eltern an den Schulen angemeldet. Noch steht nicht fest, wie und wo die Fünftklässler untergebracht werden.

Trier. Schon vergangenes Jahr waren die Kapazitäten der vier staatlichen Trierer Gymnasien restlos ausgereizt. Doch die Zahl der Anmeldungen ist noch einmal gestiegen: Obwohl Max-Planck-Gymnasium und Auguste-Viktoria-Gymnasium ihre fünften Jahrgangsstufen von vier auf fünf Klassen aufstocken, fehlen Plätze für mindestens weitere 37 Schüler.Laut Schulaufsicht, der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD), müssen jetzt "neue Lösungswege" gefunden werden. Denkbar sei, am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium zwei Container aufzustellen, um Klassen unterzubringen. Überlegt wird auch, Jahrgänge in andere Gebäude auszulagern. "Jedes Kind wird einen Platz bekommen, vielleicht nicht an der Schule seiner ersten Wahl, aber an einem Gymnasium", verkündete ADD-Präsident Josef Peter Mertes in einer Pressemitteilung.Die betroffenen Eltern informierte Schuldezernent Ulrich Holkenbrink per Brief über die Situation. Erst Anfang April könne mitgeteilt werden, welches Gymnasium ihre Kinder besuchen könnten. Bis dahin sollen "alle denkbaren Möglichkeiten ausführlich besprochen werden", um eine "tragfähige Lösung zu finden". Hauptkriterium für die Entscheidung, welches Kind welches Gymnasium besuchen darf, sei die Länge des Schulwegs, informiert die ADD. "Weitere Kriterien - zum Beispiel Geschwisterkind-Regelungen oder die ausgewählte Fremdsprache - legen die Schulen selbst fest", erklärt eine Sprecherin. Das private Angela-Merici-Gymnasium entscheidet völlig selbstständig über die Aufnahme oder Ablehnung seiner Schüler.Der seit Jahren zunehmende Ansturm auf die Gymnasien dürfte zumindest im diesem Jahr durch die Einrichtung des so genannten G8-Abiturs nach nur zwölf Schuljahren am Friedrich-Spee-Gymnasium verstärkt worden sein. Alle Kinder aus dem Einzugsgebiet des G8-Gymnasiums, die ihr Abitur in 13 Jahren ablegen wollen, müssen auf andere Schulen verteilt werden. Statt rund 150 Kindern nimmt die Schule in diesem Jahr deutlich weniger Fünftklässler auf.Dass es bei den Gymnasiums-Kapazitäten zu noch größeren Problemen kommen würde als zuvor, davor warnten nach TV-Informationen die Leiter der Schulen den Schuldezernenten Holkenbrink bereits im Herbst. "Eine Reaktion darauf blieb allerdings aus", erklärte ein Schulleiter. Für den TV telefonisch zu erreichen war Holkenbrink gestern Nachmittag nicht. Meinung Kreis muss mit ins Boot Vage Konzepte zur Realschule Plus, schlecht geredete Hauptschulen und die Warnung der Trierer Schulleiter: Mit dem Ansturm auf die Gymnasien war zu rechnen. Doch die Verantwortlichen haben offenbar den Kopf in den Sand gesteckt. Jetzt wird fieberhaft nach Lösungen gesucht. Die Auslagerung von Jahrgängen in Nicht-Schulgebäude gehört dabei zu den pädagogisch eher schlechten Schnellschüssen. Für notwendige langfristige Lösungen muss zwingend der Kreis Trier-Saarburg mit ins Boot geholt werden. Denn bis zu 50 Prozent der Plätze an Trierer Gymnasien werden von Kindern aus dem Kreis belegt - für die Kosten kommt als Schulträger die Stadt auf. Holkenbrinks Schulentwicklungsplan, dessen Ergebnisse in vier Wochen vorgestellt werden sollen, gibt hoffentlich auch darauf eine Antwort. c.wolff@volksfreund.de

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