"Alles Teerdich oder was?"

TRIER. Wo genau liegt eigentlich Trier? Gibt es ein typisch trierisches Gericht? Und wie kann man die Laune der Busfahrer verbessern? Diesen und vielen weiteren Fragen gingen acht arbeitslose junge Menschen bis 25 Jahre im Rahmen des Qualifizierungsprojektes "Filmkultur" auf den Grund.

"Welcher Fluss fließt durch Trier?", fragt die Reporterin - "Na die Saar!", antworten zwei Touristen wie aus der Pistole geschossen. Autsch - nicht nur Saarländer würden ob dieser These finster dreinblicken. Unterwegs in Saarbrücken und Trier machten sich die acht Jugendlichen auf, herauszufinden, was Passanten im Nachbarbundesland und in der eigenen Stadt über Trier wissen - oder eben nicht wissen. Vor der Kamera fragen die Macher nicht nur nach lokalen Besonderheiten, sondern auch, was es damit auf sich hat, wenn ein Trierer "die Freck" hat oder "rack" ist. Der Palais e.V. organisierte das Filmprojekt unter der Leitung von Diplom-Psychologin Sandra Grau: "Die Idee war, die Jugendlichen direkt anzusprechen und für ein Projekt zu begeistern, das sie selbst toll finden." Dabei konnten die acht jungen Menschen das Qualifikationszertifikat "Kompetenznachweis Kultur" erwerben, das ihnen bei der nächsten Bewerbung helfen soll. "Der Film ist eigentlich eine komödiantische Dokumentation im Stile von Interviews, wie sie oft in Comedy-Shows gemacht werden", erklärt Sandra Grau, "die Jugendlichen wollten testen, was die Leute über unsere Stadt so alles wissen." Die Kamera für den 50 Minuten langen Film "Mein Trier" stellte zunächst der Landesfilmdienst, zudem absolvierten die Teilnehmer ein Seminar zum digitalen Videoschnitt. "Jeder kann hier alles machen, egal ob Kamera, Schnitt oder Moderation", sagt Eric Jestädt, der am Projekt mitgewirkt hat, "und das hat auch richtig viel Spaß gemacht." In der Trierer Fußgängerzone werden die Passanten weiter ausgefragt: "Der typische Trierer ist…?" - nach einer langen Pause antwortet eine Frau mittleren Alters: "Och, ein Sturkopp, glaub ich." Andere sind da optimistischer: Adjektive wie friedlich, nett und höflich tauchen auf."Einfach rausschmeißen"

Anders bei der Frage, wie man die schlechte Laune der Trierer Busfahrer verbessern könne: "Einfach rausschmeißen", sagt ein Passant forsch. Etwas gerissener gibt sich ein junger Mann: "Mit Glühwein geht das schon", sagt er lachend. Und wie kann man die Leistung der Trierer Eintracht-Elf verbessern? "Auch rausschmeißen", sagt derselbe Passant, der sich gegen die Busfahrer aussprach. Mehr Training, Doping oder schlicht weniger Gehalt sind die Alternativen. Zwischen den Interviews lockern "Werbespots", zum Beispiel für Original Trierer Moselwasser oder "Alles Teerdich oder was?" den Film auf. Und auch eine Aktion auf Anraten eines Passanten, der die Porta Nigra zur Verschönerung anmalen lassen würde, wird von den Jungfilmern in die Tat umgesetzt: In roter Farbe angepinselt wirkt das erhabene Modell-Stadttor auf dem gelben Hintergrund plötzlich äußerst politisch - Kurt Beck hätte der Film bestimmt auch gut gefallen. Am Projekt mitgewirkt haben: Hiba Berjaoui, Heike Buchert, Eric Jestädt, Martin Kautenburger, Sarah Lissek, Jenny Millen, Matthias Picko, Silke Schmitt und Jasmin Wüschner.

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