Alles anders als 1999

TARFORST. Dieser Wahl fiebern viele Tarforster seit 1999 entgegen. Der Urnengang im Höhenstadtteil verspricht nicht nur wegen vier Bewerbern um den Ortsvorsteher-Posten zu einer höchst interessanten Angelegenheit zu werden. Ausgang offen.

Knapper ging's kaum mehr: Ein Vier-Stimmen-Vorsprung gegenüber der einzigen Mitbewerberin Ingeborg Friedrich (SPD) machte Marcellus Gehlen (UBM) 1999 unverhofft zu Tarforsts Ortsvorsteher. Wie die entthronte Ortschefin hatte auch die CDU allen Grund, sich zu wundern. Hunderte leer abgegebener Ortsvorsteher-Wahlzettel offenbarten ein gewaltiges, freilich ungenutztes Wählerpotenzial für die Christdemokraten, die keinen eigenen Kandidaten aufgeboten hatten. Und als sich dann kurz nach Beginn der Legislaturperiode die gewählten UBM-Vertreter nicht mehr im Beirat blicken ließen und Ortsvorsteher Gehlen mangels Nachrückern alleine das Freie-Wähler-Fähnlein hoch hielt, waren CDU und SPD erst recht sauer: So nicht mehr. Am 13. Juni soll alles anders werden.Keine grünen Kandidaten im Uni-Stadtteil

Mit neuen Gesichtern präsentiert sich die Bewerbermannschaft der CDU, die der Kripo-Beamte Raimund Schmitz (51) anführt. "Es ist Zeit für einen Umbruch in Tarforst", sagt der Polit-Newcomer mit Ortsvorsteher-Ambitionen. Sein erklärtes Ziel ist die Integration der Neubaugebiete. Werner Gorges (47), bisher Vize-Ortschef, kandidiert für den Ortsbeirat, will sich aber künftig auf den Vorsitz des FSV Tarforst konzentrieren, der noch in diesem Jahr mit dem Bau eines zweiten Sportplatzes (Kunstrasen) auf der anderen Seite der Kohlenstraße beginnen will. Die SPD setzt erneut auf Ingeborg Friedrich als Spitzenfrau. Die 70-Jährige hängt nach fünf Jahren ihr Stadtrats-Mandat an den Nagel: "Dann kann ich mich im Falle einer Wahl zur Ortsvorsteherin noch mehr um Tarforst kümmern." Auch sie tritt für das Zusammenwachsen von altem Ortskern und Neubaugebieten ein und hat selber ihre speziellen Erfahrungen mit den Tücken der örtlichen Geografie. 1999 verlor sie die Wahl nur deshalb, weil sie in Alt-Tarforst gegen Lokalmatador Gehlen keinen Stich bekam. Der 74-jährige Ur-Tarforster sorgt heuer für leichte Verwirrung mit seinem Wahlkampf-Flyer. Gehlen wirbt mit zehnjähriger Erfahrung als Ortsvorsteher für eine Wiederwahl, klärt aber nicht auf, dass die erste Amtszeit 1974 bis 1979 war und er damals in CDU-Diensten stand. Die UBM, der er seit 1997 angehört, will im neuen Ortsbeirat echte Präsenz zeigen. An Nachrücker-Mangel soll es diesmal nicht scheitern. Neben Listenführer Alfons Willems (51) und Gehlen bietet Manfred Maximinis Unabhängige Bürgervertretung vier weitere Bewerber auf. Mit einem Kandidaten-Quintett will die FDP an alte Zeiten anknüpfen. Die Liberalen haben Wolfgang Schaab reaktiviert. Der 63-jährige Architekt, der in den 90er-Jahren bereits als Vize-Ortsvorsteher fungierte, komplettiert die Vierer-Riege der Ortsvorsteher-Kandidaten in dem expandierenden 7000-Einwohner-Stadtteil. Erneut nicht an alte Zeiten (zwei Mandate bis 1999) anknüpfen können die Grünen. Ausgerechnet im Universitäts-Stadtteil, in dem sie bei Bundestagswahlen regelmäßig gute Ergebnisse erzielen, mangelt es der Öko-Partei an kandidaturwilligem Personal.

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