Alles für lau

TRIER-EHRANG. Manch einer reibt sich verwundert die Augen, wenn er das Banner über dem Geschäft in der Ehranger Kyllstraße 53 liest: "Umsonstladen Trier" steht in fröhlich-bunten Buchstaben über dem Geschäft. Im ersten Umsonstladen in der Region bekommen Menschen kostenlos alles, was vorhanden ist: Kleidung, Möbel, Bücher oder Spielsachen.

Der erste Umsonstladen wurde 1999 in Hamburg gegründet. Mittlerweile gibt es rund 30 solcher Läden in Deutschland. Ein Blick ins Internet verrät: Die Gründer dieser Läden wollten Alternativen schaffen zu einer kapitalistischen Warengesellschaft. Träger des Ehranger Umsonstladens, des ersten in der Region, ist die Gemeinde des Lebendigen Gottes, eine Ortsgemeinde im Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden. Betten, Herde oder Kleidung habe die Gemeinde schon immer für Bedürftige gesammelt, sagt Projektleiter Rudolf Merod. Die Sache ins Rollen habe eine Anzeige im TV gebracht, in der das Ladenlokal in der Kyllstraße mietfrei angeboten wurde - sofern es nicht kommerziell geführt werde. Seit August gibt es den Umsonstladen in Ehrang. Das Prinzip, nach dem das Geschäft läuft, ist einfach: Leute, die ihre Sachen loswerden wollen, geben sie im Umsonstladen ab oder lassen sie abholen. "Kunden" können sich maximal drei Teile am Tag kostenlos mitnehmen. Kinder bis zwölf Jahre dürfen pro Tag ein Spielzeug nach Hause tragen. "Die Menschen können sich hier Sachen, die sie brauchen, mitnehmen, ohne dass sie dafür ihre Finanzen offen legen müssen", sagt Merod. Wer will, kann eine Spende zur Finanzierung der Laden-Nebenkosten abgeben. "Muss es aber nicht", stellt Merod klar. Derzeit füllen überwiegend Kleidungsstücke die Regale. Daher hat die Gemeinde ein Zwischenlager in der ehemaligen Panzerhalle auf dem Landesgartenschaugelände eingerichtet. Dorthin transportieren Merod und einige Helfer größere Teile. Der Standort nahe der Uni ist bewusst gewählt: Vom Herbst an sollen verstärkt Erstsemester auf das Hilfsangebot aufmerksam gemacht werden. Drei Helferinnen arbeiten ehrenamtlich im Umsonstladen und qualifizieren sich nebenbei. Die Möbelpacker und Merod arbeiten ebenfalls ehrenamtlich. "Zwei, drei starke Männer fehlen noch", sagt Merod. Der Vater von sechs Kindern und gebürtige Ehranger ist mit dem laufenden Betrieb mehr als zufrieden. "Wir arbeiten mit null Budget", sagt er. Mit einem Vorurteil will er aufräumen: "Wir sind weder ideologisch, noch wollen wir über den Laden Leute für die Kirchengemeinde rekrutieren. Wer aus dem Umsonstladen einen Toaster mitnimmt, geht deshalb nicht gleich am Sonntag in unseren Gottesdienst." Informationen unter www.Umsonstladen-Trier.de. Öffnungszeiten: montags bis freitags 15 bis 18 Uhr. Telefon: 0651/9917814.

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