Allheilmittel Ordnungsamt?

FILSCH. Tempo-Sünden, fehlende Stellplätze und rücksichtsloses Parken behindern besonders in den verwinkelten Straßen des alten Ortskerns den Verkehr und gefährden Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer.

Filsch ist ein "gewachsener" Stadtteil mit einem alten Ortskern, der durch relativ enge und verwinkelte Straßen mit schmalen Bürgersteigen geprägt ist. Um die Geschwindigkeit des Straßenverkehrs an diese Bedingungen anzupassen und spielende Kinder und Fußgänger zu schützen, gilt ein striktes Tempolimit von 30 Stundenkilometern innerhalb des gesamten Stadtteils. Dieses wird nach Angaben des Ortsvorstehers Karl-Josef Gilles jedoch nur ungenügend eingehalten. Das sei aber nur ein Teil der Verkehrsprobleme in Filsch. "Unser Hauptproblem sind momentan fehlende Stellplätze und ein rücksichtsloses Parkverhaltenen einzelner Anwohner, das den Verkehr manchmal stark behindert oder sogar zum Erliegen bringt", führt Gilles aus. Dafür tragen seiner Meinung nach Vermieter, Mieter und die Bauverwaltung gleichermaßen die Verantwortung. Nach Karl-Josef Gilles sieht die städtische Satzung zur Ablösung der Stellplatzverpflichtungen vor, Bauherren, die nicht die erforderlichen Stellplätze schaffen, zur Zahlung einer Ablösesumme von 4554 Euro in den Außenbezirken heranzuziehen. Da diese Summe im Schnitt nur 60 Prozent der durchschnittlichen tatsächlichen Herstellungskosten entspricht, sei es für manche Bauherrn offenbar billiger und einfacher, sich durch diese Zahlung von der Verantwortung freizukaufen. Zusätzlich sind in der Vergangenheit wegen eines erhöhten Bedarfs an kleineren Wohnungen viele Ein- und Zweifamilienhäuser durch Teilung in mehrere Wohneinheiten in Mehrfamilienhäuser umgewandelt worden. In diesen Fällen ist jedoch ein Nachweis zusätzlicher Stellflächen nicht vorgeschrieben. Das gilt auch für Wohnungen, die in Dachgeschossen neu entstehen. Das führt nach Angaben der Anlieger nun vor allem in den universitätsnahen Stadtteilen mit vielen motorisierten Mietern oft zu verantwortungslosen Verkehrssituationen. "Rücksichtslos wird in engen Straßen mit eingeschränktem Halteverbot, auf Kreuzungen, in Wendehämmern oder auf Bürgersteigen geparkt", berichtet Gilles. Mütter mit Kinderwagen würden dadurch gezwungen, auf die Straße auszuweichen. Wiederholt konnten der Winterdienst und die Müllabfuhr nur eingeschränkt ihren Pflichten nachkommen. "Man mag gar nicht daran denken, was geschehen könnte, wenn Rettungsfahrzeugen und Feuerwehr im Notfall der Weg versperrt wäre", äußerte er. Die engen Straßen im alten Ortskern verschärfen das Problem in Filsch zusätzlich. Gilles wünscht sich, dass die Bürger ihre Fahrzeuge verantwortungsbewusst so abstellen, dass sie weder eine Gefährdung noch eine Behinderung darstellen, auch wenn das ein paar Schritte zu Fuß bedeutet, und dass Vermieter bei der Herrichtung neuen Wohnraumes die Stellplatzproblematik im Auge behalten. Sonst bleibe nur die Hoffnung darauf, dass das Ordnungsamt durch eine stärkere Präsenz die Missstände abstellt.

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