Alte Kulturlandschaft mit Aussicht

TRIER. Als abwechslungsreiches Naherholungsgebiet ist der Petrisberg seit langem bei Trierern und Touristen beliebt. Aber dieser Berg hat wesentlich mehr zu bieten als einen einzigartigen Blick auf Trier: So mancher architektonische Schatz ist hier zwischen Kreuzweg und Sickingerstaße versteckt.

Die meisten Trier kennen die steilen und kurvigen Wege, die sich durch Wald zur Kreuzwegkapelle und zum Hotel Petrisberg den Hang hinaufziehen. Doch schon die alten Römer hielten den Blick von dort oben auf Trier für etwas Besonderes. So wurden unweit der Sickingerstaße, etwas oberhalb des Amphitheaters, vor wenigen Jahren römische Gräber entdeckt. Diese scheinen allerdings Teil einer wesentlich ausgedehnteren Bebauung zu sein. Die Chancen stehen also gut, dort auch noch Wohngebäude zu ergraben. Aber auch in den vergangenen hundert Jahren machte der Berg eine wechselvolle Entwicklung durch. "In den 40er-Jahren sind wir hier Ski gefahren", erzählt Hotelinhaber und Ur-Petrisberger Helmut Pantenburg. "Der ganze Hang war unbewaldet, im Sommer wurden die Wiesen zur Heuernte genutzt, mit Leitern wurde das gebündelte Heu den Berg hinab gezogen", erinnert sich Pantenburg. Am Fuß des Berges, in der Nähe der Kurfürstenstaße, lag eine Hühnerfarm - doch von ihr ist nichts mehr zu sehen. Ganz im Gegensatz dazu die Bauten der Wasserversorgung am Petrisberg: In einem privaten Weinberg in der Nähe des Kreuzweges lässt sich zum Beispiel heute noch die römische Wasserleitung, die aus dem Ruwertal kam, nachweisen. Neben dem Amphitheater befindet sich ein großer, gemauerter Brunnen, der zur Wasserverteilung genutzt wurde. In jüngerer Vergangenheit entstanden dort gleich mehrere Gebäude zur Wasserversorgung der Stadt. Malerisch versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern liegen dort drei Wasserbehälter der Stadtwerke Trier, deren jüngster noch genutzt wird. "Der älteste von 1880 wurde allerdings bald zu klein", sagt Christian Girndt, der Leiter des Wasserwerkes der Stadtwerke. "Da die Stadt sich immer weiter ausdehnte, gab es zu wenig Druck auf den Leitungen, und der Behälter musste zu einem höher gelegenen Standort "umziehen". Ganz unspektakulär zeigt sich ein weiteres Bauwerk, ein kleines Gebäude, in dem die Wasserversorgung für die Dampflokomotiven im Hauptbahnhof geregelt wurde. "Dort könnte man gut eine Fledermaushöhle einrichten", befindet Andreas Wagner von den Stadtwerken. Immerhin steht das ganze Gelände unter Naturschutz. Immer noch in Betrieb ist der Behälter von 1909. In den 80er- Jahren wurden die Jugendstilfassade und sein Inneres aufwändig saniert. Sämtliche 14 Kammern des insgesamt 5900 Kubikmeter Wasser fassenden Behälters wurden mit Stahl ausgekleidet. Dabei waren diese auch schon vor der Sanierung in gutem Zustand und sind immer noch technisch beeindruckend. Ungefähr 1,30 Meter dicke, äußerst feine Betonwände trennen das Wasser vom Gestein des Berges. "Da der Beton irgendwann doch Wasser einsickern ließ, hatten wir uns entschlossen, die Kammern mit Stahl auszukleiden", sagt Girndt. Allerdings - zur Wasserversorgung der Stadt reicht dieser Behälter schon lange nicht mehr aus, werden doch in Trier etwa 18 000 Kubikmeter täglich verbraucht. Zugänglich sind diese Bauwerke nicht, da sie noch genutzt werden.Geheimtipp für Naturfreunde

Dennoch lohnt sich ein Rundgang über den Petrisberg. In der Nähe der Kreuzwegkapelle in Richtung Franzensknüppchen kommen Naturfreunde voll auf ihre Kosten: Auf einer ehemaligen, nie vollendeten Straßentrasse haben sich viele seltene Pflanzen und Tierarten angesiedelt. Dort gibt es sogar zwei Feuchtgebiete. Zu beinahe jeder Jahreszeit kann man dort zahlreiche Libellen, Schmetterlinge Vögel und auch Amphibien beobachten. Auch die römischen Gräber und der Wasserverteiler sind teilweise zugänglich. Sie sind zwar nicht so spektakulär wie andere römische Funde, doch dafür eingebettet in eine uralte Kulturlandschaft mit wunderschöner Aussicht.

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