Alte Messe in neuem Altarraum

TRIER. (hme) Mit einer feierlichen Segnung und anschließendem Gottesdienst weihten etwa hundert Gläubige die neue Lefèbvre-Kapelle in der Ruwerer Straße ein.

Im Erdgeschoss eine Fliesenhandlung, im ersten Stock eine Kapelle. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Gotteshaus ist das Industriegebiet in der Ruwerer Straße. Ursprünglich ein Gewerbeobjekt, fungiert die obere Etage des Gebäudes nun als Kapelle für die Gottesdienste der Priesterbruderschaft St. Pius X. "Unser Umbau bereichert somit die profane Umgebung spirituell", sagt Prior Christian Schneider aus Saarbrücken. Von dort betreut er gemeinsam mit seinem Mitbruder, Pater Gerd Heumesser, die traditionsverbundenen Katholiken zwischen Mosel und Saar. Traditionsverbunden nennt die Priesterbruderschaft St. Pius X. ihre Gottesdienste. Kritiker, wozu auch der Vatikan gehört, nennen das Verhalten der Priester schismatisch, was soviel wie Trennung oder Spaltung bedeutet. Geleitet wird die weltweit tätige Bruderschaft zur Zeit von dem exkommunizierten Schweizer Bischof Bernard Fellay. Fellay fiel mit drei weiteren Bischöfen in Rom in Ungnade, als er 1988 trotz Verbots durch den Vatikan von Erzbischof Marcel Lefèbvre zum Bischof geweiht wurde - eben von jenem Erzbischof Lefèbvre, der die Priesterbruderschaft gründete, und dessen Name nun die Trierer Kapelle trägt. Nicht nur die vier Bischöfe, auch Lefèbvre wurden daraufhin exkommuniziert. Bei der Trierer Messe am Sonntag, zelebriert vom Distriktoberen der Priesterbruderschaft, Pater Niklaus Pfluger, wurde augenscheinlich, was den langjährigen Disput zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan ausmacht. Das levitierte Hochamt wird im überlieferten Ritus der römisch-katholischen Kirche gelesen und widerspricht damit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil und die Ökumene werden von der Bruderschaft St. Pius X. strikt abgelehnt, sie gelten den Brüdern und ihren Anhängern als zu modernistisch. Bei den nach altem Vorbild gefeierten Messen steht der Priester mit dem Rücken zu den Gläubigen. Die Priesterbruderschaft beruft sich bei ihrem Beharren auf eine päpstliche Bulle von 1570, welche die tridentinische Messe für alle Zeiten festschreiben sollte. Auch wenn es tridentinische Messen seit 1965 eigentlich nicht mehr gefeiert werden sollten, wird es nun auch zukünftig in Trier jeden Sonntag um 9.30 Uhr und donnerstags um 18 Uhr Messen mit viel Latein und Weihrauch in der Ruwerer Straße geben.

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