Alter Schuppen am Trierer Hauptbahnhof soll Radstation weichen - Stadt vergisst Denkmalschutz(Video)

Trier · Bis Ende der Woche wird der alte Schuppen am Trierer Hauptbahnhof abgerissen. Dort soll eine Radstation entstehen. Dass diese in einer Denkmalschutzzone liegen wird, ist den Planern erst kürzlich aufgefallen.

 Nach vorausgehenden Entkernungsarbeiten hat am Montag, 10. April 2017, der Abriss des alten Schuppens neben dem Trierer Hauptbahnhof begonnen. An dessen Stelle soll eine Radstation mit vielfältigen Funktionen, zum Beispiel Garagenplätze, entstehen. TV-Fotos: Christiane Wolff

Nach vorausgehenden Entkernungsarbeiten hat am Montag, 10. April 2017, der Abriss des alten Schuppens neben dem Trierer Hauptbahnhof begonnen. An dessen Stelle soll eine Radstation mit vielfältigen Funktionen, zum Beispiel Garagenplätze, entstehen. TV-Fotos: Christiane Wolff

Mehr als zehn Jahre alt ist die Idee, am Hauptbahnhof eine Fahrradstation zu bauen, mit Abstellplätzen, Radverleih und Werkstatt. Auch eine neue Toilettenanlage ist geplant, die die alten WCs im Untergeschoss des Hauptbahnhofs ersetzen soll. Das Gebäude entsteht anstelle des alten Schuppens zwischen Bahnsteig und Alleencenter. Am Montag haben die Stadtwerke mit dessen Abriss begonnen. Bis Ende der Woche soll das Gebäude zurückgebaut sein, teilt Stadtwerkesprecher Carsten Grasmück mit. Der weitere Zeitplan "bleibt ambitioniert", erklärt Grasmück, was angesichts der Historie der Radstation (siehe Extra-Text) unfreiwillig komisch klingt. Mit dem Hochbau soll im Spätsommer begonnen werden, im Frühjahr 2018 könnte die Radstation fertig sein.

Dabei gibt es noch gar keine Baugenehmigung. Denn die SWT hatten bei ihren ursprünglichen Planungen nicht berücksichtigt, dass der alte Expressgutschuppen zur Denkmalschutzzone des Bahnhofs gehört. Auch der Unteren Denkmalbehörde, die zur Stadtverwaltung gehört, war nach TV-Informationen bis Herbst 2016 nicht aufgefallen, dass die alte Bahnsteigüberdachung des Einzeldenkmals Hauptbahnhof mit dem alten Güterschuppen verbunden ist, wie das Denkmalkataster der Stadt ausweist. Ein Neubau in der Denkmalschutzzone muss diese historischen Strukturen allerdings berücksichtigen.

Die abgeänderten Architekturpläne der Radstation, die nun die Belange des Denkmalschutzes aufgreifen, wollen die Stadtwerke im Mai dem Architektur- und Städtebaubeirat präsentieren. Erst wenn dieses unabhängige Gremium, dessen Meinung die Stadt bei wichtigen Baubelangen einholen muss, zustimmt, wird über den Bauantrag entschieden. Extra

Der lange Weg zur Trierer Radstation

2006: Bei einem Bahnhofsworkshop entwickeln Stadtverwaltung, Bahn und Denkmalpflege sowie Verkehrsexperten die Idee einer Radstation am Trierer Hauptbahnhof.
Vor allem soll Pendlern das Umsteigen auf die Bahn durch ausreichend viele, sichere Fahrradabstellplätze erleichtert werden.

2008: Der damalige rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) radelt auf Wahlkampftour mit Bürgern und Politikern durch Trier und verspricht für den Bau der Fahrradstation einen Landeszuschuss von 85 Prozent.

2012: Das Land teilt der Stadt mit, nur die Baukosten für eine reine Fahrradgarage zu bezuschussen. Die Stadt plant allerdings zusätzliche Funktionen wie Fahrradverleih und Werkstatt. Es würden "intensive Verhandlungen" mit dem Land geführt, um doch noch eine Ausweitung der Förderung auf das Gesamtprojekt zu erreichen, teilt die Stadt mit. Sei das der Fall, könnte mit den Planungen noch 2012 begonnen werden.

Dezember 2013: Die Stadt schließt sich in Sachen Radstation mit den Stadtwerken zusammen, die Planung und Bau übernehmen. Der alte Schuppen, an dessen Stelle die Radstation entstehen soll, werde "2014 abgerissen", erklärt SWT-Chef Arndt Müller.

September 2016: Der Schuppen steht immer noch, ist mittlerweile aber mit einem hässlichen Bauzaun abgesperrt. "Hier entsteht äppes Neues!", steht auf den Schildern, die die Stadtwerke aufgehangen haben. Der Schuppen werde noch 2016 abgerissen, teilt die SWT mit.

Kurzfristig kündigen die SWT den Abriss des Schuppens an. "Bei einer geplanten Bauzeit von rund einem halben Jahr könnte die Fahrradstation im Frühjahr 2018 in Betrieb genommen werden", teilten die Stadtwerke mit. "Das Land übernimmt 167?000 Euro der Baukosten für die Radstation", freut sich Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD). Damit finanziert das Land statt der 2008 avisierten 85 Prozent nur rund 54 Prozent der Baukosten für die reine Radstation, die sich auf insgesamt 309?000 Euro belaufen werden. Inklusive Fahrradwerkstatt, Büros, Toilettenanlage und zusätzlichen Autostellplätzen kostet der Bau insgesamt rund eine Million Euro. (woc)

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