Alternativ und traditionell zugleich

TRIER-EHRANG. "Es ist durchaus schön, sich auf das Wesentliche zu beschränken", bilanziert Johannes Hill (44). Angefangen bei seiner Studienzeit in Indien bis zu seinem Job als Umweltberater im Amt für Stadtentwicklung und Statistik, erzählt er über sein ganz privates "alternativ-traditionelles" Leben im Trierer Ortsteil Ehrang.

Er fährt seit mehr als 16 Jahren jeden Morgen von Ehrang mit öffentlichen Verkehrsmitteln 35 Minuten zu seinem Arbeitsplatz in der Trierer Saarstraße. Er besitzt kein Auto, und das aus Überzeugung. Im dritten Stock des Amts für Stadtentwicklung und Statistik hat Johannes Hill, seines beruflichen Zeichens studierter Geograph, seinen Arbeitsplatz. Er ist der städtische Umweltberater und hat in dieser Funktion "zu 95 Prozent mit Kunden Kontakt". Dabei ist er Fachmann für beinahe jedes ökologische Thema. Das Spektrum beginnt bei Abfall und erstreckt sich über Naturschutz, Dach- und Fassadenbegrünung bis hin zu energieeffizientem Bauen. Vor allem in die verschiedenen Möglichkeiten der so genannten energetischen Altbausanierung steckt der 44-Jährige seine Visionen. "Oft fehlt potenziellen Bauherren das Gesamtkonzept, und ich möchte Visionen entwickeln und Hilfestellung geben", erklärt Hill mit seiner ruhigen, sanftmütig klingenden Stimme. Was "Nachhaltigkeit" heißt, und wie es geht, weiß der gebürtige Trierer nicht nur durch sein Geographiestudium an der heimischen Universität. Seit elf Jahren bastelt er selbst kräftig am eigenen Altbau auf der Ehranger Heide herum und hat sein Haus begrünt und mit einer Solar- und Lüftungsanlage ausgestattet. "Diese Anlagen sind zwar am Anfang ein paar tausend Euro teuer, decken aber die Kosten mit der Zeit auf jeden Fall und bringen sogar Geld rein." Mehrere hundert Besucher hatte die fünfköpfige Familie Hill (Frau Siglinde und drei Kinder) schon zu Gast in ihrem "Vorzeigehaus". Hill beschränkt sich jedoch nicht darauf, Interessierten sein privates Ökohaus zu zeigen, sondern organisiert seit 1999 in der gesamten Region sogenannte "Energietouren" für Architekten, Planer, Handwerker und private Bauherren. Dafür gewann er im vergangenen Jahr für die Stadt Trier sogar den "Climate Star", den Oskar auf dem Gebiet des Klimaschutzes. Lehrjahre in Indien

Seine ökologische und alternative Grundeinstellung schlägt sich auch in seinem Privatleben nieder. Statt im Discounter um die Ecke, kommt einmal die Woche der Biolieferservice auf die Ehranger Heide und bringt die benötigten Lebensmittel. Statt fernzusehen wird gelesen oder der heimische Wald zu Spaziergängen genutzt. "Wir sind keine abgefahrenen Ökos, aber wir führen bewusst ein alternatives Leben, sind traditionell eingestellt und versuchen, ökologisch und nachhaltig zu handeln", sagt Hill. Wie man mit bescheidenen Mitteln und im Einklang mit der Natur leben kann, hat Hill auch aus seiner Studienzeit in Indien gelernt. Dorthin hat er seine erste Reise unternommen und ist für seine Diplomarbeit über "Bodenerosion" erneut in die Kaschmir-Region gefahren. "Die Menschen sind dort völlig anders, und mich haben vor allem auch die handwerkliche Tradition und die hohe Kunstfertigkeit beeindruckt."

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