Altes Brauchtum neu belebt

HEILIGKREUZ. Es ist kein Hexenwerk, was seit vier Jahren in der Walpurgisnacht in Heiligkreuz passiert. Sondern es ist eine ganz handfeste Initiative, die zunächst von der CDU-Ortsgruppe, später vom gesamten Ortsbeirat getragen wurde. Mittlerweile engagieren sich auch Kindergärten und Grundschule beim jährlichen Hexenfest.

Die Wurzeln der Walpurgisnacht-Feier gehen wohl auf vorchristliche Frühlingsfeste zurück, bei denen die Menschen ihrer Freude über das Ende des Winters Ausdruck verliehen und durch Opfergaben böse Geister vertrieben wurden. Der heidnische Brauch wurde auch während der Christianisierung weiter gepflegt, aber den neuen Glaubenssätzen angepasst. Die Bezeichnung Walpurgisnacht erhielt die Nacht zum 1. Mai von der heiligen Walburga, deren Namenstag zwar der 25. April ist, die aber an einem 1. Mai heilig gesprochen wurde.Böse Streiche schaden dem Fest

Die Heiligkreuzer haben sich dieser Jahrhunderte alter Tradition wieder besonnen. Nach einer CDU-Fraktionssitzung im Jahr 2000 wurde organisiert und in die Hände gespuckt, Bürger zur Mithilfe angeregt. "Die Festvorbereitung ist sehr aufwändig und braucht viele Hände, die gemeinsam anpacken", sagt Ortsvorsteherin Elisabeth Ruschel. So feierten die Heiligkreuzer zwei Jahre in schöner Eintracht. Speisen und Getränke, Hexenfeuer, Fackelzug und musikalische Unterhaltung waren ebenso Teil des Festes wie zahlreiche Aktionen für Kinder. Die dritte Auflage der Heiligkreuzer Hexennacht im vergangenen Jahr stand allerdings auf wackeligen Beinen, es fehlte an Freiwilligen. So wurde aus der CDU-Initiative ein parteiübergreifend organisiertes Fest, wofür sich der gesamte Ortsbeirat auch dieses Jahr engagiert. Hans-Dieter Biesdorf, Schulleiter der Grundschule, stellt den Pausenhof als Veranstaltungsplatz zur Verfügung. Der Hexenritt 2003 zog so wieder viele Kinder und junge Familien an. Doch neben Angeboten wie Besen binden und Lieder singen erinnerten sich auch einige "Pänz" eines anderen Brauches in dieser Nacht: ohne Gefahr entdeckt zu werden, Streiche zu verüben, weil sich die Bevölkerung aus Furcht vor den zum Blocksberg reitenden Hexen hinter der Ofenbank verkroch. Mit Toilettenpapier "geschmückte" Straßen und Autos waren Ergebnisse dieser Späße, die böse Reaktionen und Leserbriefe im Trierischen Volksfreund nach sich zogen. "So etwas tut uns als Veranstaltern leid, und dem Fest tut es nicht gut. Aber wir können nicht über den ganzen Stadtteil die Kontrolle haben und Verantwortung übernehmen, was in dieser Nacht geschieht", erklärt Elisabeth Ruschel. Vielmehr ist es das Anliegen der Organisatoren, dass Eltern sensibilisiert werden und Kindern beibringen, "wo Spaß anfängt und wo er aufhört". So könne die Hexennacht dazu genutzt werden, zugunsten aller ein Fest zu etablieren, das die Gemeinschaft im Stadtteil stärken kann. Diesen Gedanken unterstützt auch Marion Heintz, Leiterin des Kinderhortes. "Dieses Fest ist gut für die Gemeinwesenarbeit. Hier kann präventiv viel erreicht werden", erklärt sie. Mit selbst gebackenen Waffeln, Kuchen und Gespenster-Muffins beteiligen sich ihre Schützlinge am Fest. Sie haben auch die Dekorationen für ihren Stand selbst gebastelt. Spielmann und Volkssänger Jan Rolf von Heydweiler wird wieder für die Festbesucher aufspielen. Auch Hexenbrot-Backen, Singen, Besenbinden und der Fackelzug durchs Dorf gehören obligatorisch zum Programm. Für künftige Feiern könnten Kunsthandwerker eingeladen und kleine Theaterstücke aufgeführt werden. Auch eine Hexen-Märchenstunde ist denkbar. Doch das ist Zukunftsmusik für ein junges Fest, das seine Tradition im Stadtteil erst festigen muss. Morgen in unserer Reihe "Heiligkreuz - ganz nah": Ziel verfehlt? Warum kommt das Baugebiet Altbachtal nicht so recht aus den Startlöchern?

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