Am MPG herrscht meistens Stille

TRIER. Wenn's klingelt, ist Pause. Und wenn es wieder klingelt, ist Unterricht. So einfach ist das an den meisten Schulen. Das Max-Planck-Gymnasium (MPG) geht seit einigen Monaten einen anderen Weg: Die Klingel schrillt nur noch zu Unterrichtsbeginn und zum Ende der Pause. Ansonsten müssen die Lehrer auf die Uhr schauen.

Die Schulklingel vermisst am MPG fast niemand. 13 mal klingelte sie bis zum vergangenen Herbst jeden Vormittag, dann beschloss die Schule, auf die meisten Signale zu verzichten. Nur noch drei mal am Vormittag ist der schrille Ton auf dem Schulgelände zu hören: Morgens zu Unterrichtsbeginn, nach der großen Pause und zu Schulschluss. Schriller Klingelton macht aggressiv

Der schrille Ton der Klingel war es, der nach Aussage von Schulleiter Ludwig Weyand die Idee reifen ließ, etwas zu ändern. Für eine neue Klingelanlage war aber kein Geld vorhanden, und so kam nach einem Vorschlag vom Personalrat die Idee auf, auf die meisten Klingelsignale einfach zu verzichten. Drei Monate lang testete die Schule das. Anschließend entschied sich das Lehrerkollegium mit überwältigender Mehrheit dafür, bei der neuen Regelung zu bleiben. Weyand ist damit sehr zufrieden. "Der militärische Ton ist aus dem Haus verschwunden", sagt er. "Es ist viel ruhiger geworden." Einzig einige jüngere Schüler vermissten das Klingelzeichen. Hinter der Regelung steht auch Mittelstufenleiterin und Lehrerin für Deutsch und Englisch Ursula Römer. "Wir haben seit Jahren darauf hingearbeitet", sagt sie. "Die Aggressivität im Haus wird deutlich reduziert."Stark gemacht für das Abschalten der Klingel hat sich Michael G. Tenschert, Lehrer für bildende Kunst und Musik. "Die Klingel war wie ein Stromschlag, die Schüler zuckten zusammen", sagt er. Das neue System setze auf die Selbstverantwortung der Lehrer. Die Reaktion auf das Fehlen der Klingel sei verblüffend gewesen. "Man hat es den Schülern angemerkt." Das es Probleme mit der Zeiteinteilung geben könnte, nimmt Tenschert nicht an. "Der Rhythmus sitzt sowieso", sagt er. Schließlich müssten die Lehrer ohnehin während der Stunde darauf achten, sich die Zeit richtig einzuteilen. Das können offenbar auch die Schüler. "Die Fünf-Minuten-Pause halten die automatisch ein", sagt Tenschert. Bei den Schülern kommt der Verzicht auf die schrille Klingel gut an. "Ich find es angenehmer", sagt Lorenz Rommerlpacher, Schüler der 11. Klasse. Früher hätten beim Klingeln sofort alle angefangen, ihre Sachen einzupacken. Am liebsten wäre ihm allerdings ein System, das mit klassischer Musik arbeitet, wie es eine Schule im Saarland eingeführt hat (der TV berichtete). Zufrieden mit der Umstellung ist auch die Schülervertretung. "Es hat sich bewährt", sagt Anna Schönwälder, Schülerin der 12. Klasse und Beisitzerin in der Schülervertretung. Die Atmosphäre sei viel angenehmer geworden, vor allem störe die Klingel nicht mehr bei Doppelstunden. Trotzdem habe es kleinere Schwierigkeiten bei der Umstellung gegeben. Vor allem Lehrer, die schon länger im Beruf seien, neigten dazu, zu überziehen. "Zunächst waren wir skeptisch", sagt Christoph Grünen, Schüler der 12. Klasse und stellvertretender Schülersprecher. "Manche Lehrer gucken im Eifer des Gefechts nicht auf die Uhr", sagt Grünen. "Aber es sind auch immer Schüler da, die sie im Auge behalten."

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