Am siebten Tag schuf Gott den Käufer

TRIER. Zehntausende kamen gestern zum Einkaufen in die Trierer Innenstadt und sorgten dort für überfüllte Straßen, Parkhäuser und zufriedene Mitglieder der City-Initiative und Gastronomen.

"Komm, wir probieren mal die Schuhe an", sagt eine Mutter, setzt ihrem Mann das Kind auf den Schoß und zieht der Kleinen einen Schuh aus, während der ältere Bruder auf einen Bildschirm blickt. Als Vater und Mutter versuchen, den neuen Schuh anzuprobieren, schreit das Mädchen aus Leibeskräften und beruhigt sich erst wieder, als es in ihren alten Schuhen auf festem Boden steht. Es ist Sonntag, doch kein normaler Sonntag, denn sonst würde die Familie die wertvolle Freizeit nicht dort verbringen, wo es scheinbar alle anderen auch tun: in Trier, speziell in diesem Fall im Schuhgeschäft "Shoe 4 you", in der Zurmainerstraße. Der Laden ist voll. "Wie an einem guten Samstag", sagt die Verkäuferin an der Kasse, während der Vater die Schuhe bezahlt und die schweißgebadete Mutter mit der Tochter bereits im Auto sitzt. Der größere Bruder, der mit dem Vater an der Kasse steht, bekommt einen Ball, und damit die Situation im Auto nicht eskaliert, gibt die freundliche Kassiererin noch zwei Luftballons für die kleine Tochter mit. "Wir wollten erst über die Bitburger in die Stadt fahren", sagt der Vater, doch ab Sirzenich habe es sich schon gestaut. "Deshalb sind wir dann über die Autobahn gefahren. Da ging es etwas besser." Dann steigt auch er mit seinem Sohn ins Auto, und die Familie fährt weiter in Richtung Innenstadt. Dort füllen Tausende die Fußgängerzone, kämpfen sich durch die Menge, haben die größte Hürde aber bereits hinter sich: die Parkplatzsuche. Das Parkleitsystem bringt jeden wieder auf den Teerboden der Tatsachen zurück, der glaubte, irgendwo im Zentrum noch ein freies Plätzchen zu finden. "Wir sind soweit durch", sagt ein junger Mann aus Irrel, der mit Freundin und kleiner Einkaufstüte in der Simeonstraße unterwegs ist. "Wir haben den Umsatz hier kräftig angekurbelt", meint der Mann daneben, der ebenfalls aus Irrel kommt und auf sein Tütchen zeigt. "Da sind Socken drin", verrät er grinsend, und dann bummeln die Drei weiter. Die Menschen würden nicht nur bummeln, "sie kaufen auch", sagt Hans Peter Schlechtriemen, Geschäftsführer des Kaufhofs in der Simeonstraße und Chef der Trierer City-Initiative. "Ein super Einkaufstag", so sein Fazit eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Worüber sich so mancher Autofahrer am Nachmittag geärgert hat, darüber kann er sich als Geschäftsmann nur freuen: "Die Parkhäuser waren schon um 14 Uhr komplett ausgebucht." Auch die Chefs anderer Geschäfte, mit denen er bereits gesprochen habe, seien "voll zufrieden". Er sei "eben kaum noch durch die Fußgängerzone gekommen", schwärmt er schon fast. Auf dem Computer-Bildschirm sieht Schlechtriemen, was in seinem Geschäft gerade gekauft wird. Das seien insbesondere Textilien und hier vor allem Shirts, Capri-Hosen und Bermuda-Shorts. "Aber auch Unterhaltungselektronik, Parfum und Schmuck." Dann, um 18 Uhr, schließen die Geschäfte, und es ist alles wie an einem ganz normalen Sonntag. Oder Werktag. Wer weiß das schon.

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