Amerika im Kaleidoskop

Hollywood-Glamour und verkrachte Existenzen: Eine vielschichtige, ebenso unterhaltsame wie humorvolle Sicht auf Amerika hat "American Dreams - Ursli Pfister singt Randy Newman" in der Tufa geboten. Die Show von Christoph Marti, dem künstlerischen Leiter der Geschwister Pfister, begeisterte das Publikum.

 Eine tolle Show brachten Ursli Pfister alias Christoph Marti und die Tänzerinnen und Sängerinnen Cora Wütrich, Lada Kummer und Maja Pihler auf die Tufa-Bühne. TV-Foto: Anke Emmerling

Eine tolle Show brachten Ursli Pfister alias Christoph Marti und die Tänzerinnen und Sängerinnen Cora Wütrich, Lada Kummer und Maja Pihler auf die Tufa-Bühne. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Selten hat die Tufabühne eine so aufwendige und exklusive Verwandlung erlebt. Weiße Vorhänge, weißer Veloursboden, eine weiße, illuminierte Showtreppe und raffiniert eingesetztes farbiges Licht verbreiten einen Hauch von Hollywood oder gar Las-Vegas-Glamour und schaffen damit den passenden Rahmen für den Auftritt eines charmanten Entertainers im weißen Smoking. Christoph Marti heißt er, besser ist er aber bekannt als "Ursli Pfister" von den Geschwistern Pfister. Bevor er mit Liedern von Randy Newman eine "garantiert unbeschönigte" Sicht auf Amerika verbreiten will, warnt er sein Publikum: "Sollten Sie irritiert sein, ist das möglich." Anlass zu Irritationen gibt es anfangs tatsächlich. Denn man muss sich auf die nasale Stimme mit dem Schweizer Einschlag einstellen, dann auf die Kluft zwischen den bissigen Newman-Texten und der gefällig-sauberen Inszenierung, um sich schließlich die Frage zu stellen: Worauf will das Ganze eigentlich hinaus? Ist das eine Hommage an Newman oder Kabarett? Eingestreute Anekdoten über einen Schüleraustausch Martis im Jahr 1981 weisen auf Letzteres, haben aber streckenweise höchstens Schmunzelcharakter. Gegen Ende des ersten Teils jedoch nimmt das Programm Fahrt auf und bietet in Reinform, was nach den Vorankündigungen zu erwarten war, unterhaltsames Stochern in den Wunden des amerikanischen Traums, in spritzig überzeichnende Showeinlagen verpackt. Die Wende bringen die drei Damen Maja Pihler, Lada Kummer und Cora Wütrich, die als Background-Sängerinnen und Tänzerinnen in sexy Kostümen die Bühne aufmischen. Ihre Choreographien verdeutlichen wunderbar grotesk die Doppelbödigkeit der amerikanischen Gesellschaft. Getaucht in rosa Licht und zu süßlichem Gesang engelhafte Reinheit zur Schau stellend schnallen sie beispielsweise Christoph Marti auf den elektrischen Stuhl. Marti, nun auch im neuen Kostüm, der Uniform eines Paketlieferdienstes, wirkt durch Einbindung in die Choreographien jetzt viel lockerer, ebenso seine fantastische Begleitband mit Johannes Roloff (Piano, musikalische Arrangements), Jürgen Schäfer (Bass, Gesang) und Immo Hofmann (Schlagzeug, Gesang). Jetzt stimmt alles, die Inhalte der Newman-Songs, ihre tänzerische Illustration und die verbalen Kabinettstückchen Martis bilden eine Einheit. Die Show zeigt eine Professionalität, die ihresgleichen sucht und deutlich macht, warum die Pfisters bundesweit große Säle füllen. In Trier ist es leider nicht so. Am "Familienfest" schrammt die Veranstaltung hier nur durch eine Gruppe "Freundinnen der Braut" vorbei, die einen Jungesellinnenabschied feiert. Nichtsdestotrotz ist die Stimmung so gut, dass Christoph Marti mit weiteren Programmen, unter anderem Mireille-Mathieu-Liedern wiederkommen will.

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