Amoklauf angedroht, Polizei entwarnt

Narrenhände beschmieren Tisch und Wände: Auf einer Schulbank im Eingangsbereich des St. Willibrord Gymnasiums in Bitburg wurde ein Amoklauf angedroht. Die Polizei Bitburg sieht keine Gefahr. Die Ermittlungen laufen noch.

Bitburg. "Am Montagnachmittag wurde die Bitburger Polizeiinspektion von der Schulleitung darüber in Kenntnis gesetzt, dass auf einer Schulbank im Eingangsbereich der Schule ein Spruch geschrieben sei, der Hintergrund für eine mögliche Bedrohungslage sein könnte", sagt der Bitburger Polizei-Chef Friedel Jaeger. Was genau auf der Bank stand, sagt er nicht. Nach Angaben mehrerer Schüler des St. Willibrord Gymnasiums war wohl was von "Rache" oder "rächen" und "Amoklauf" zu lesen. Die Drohung war namentlich unterschrieben. Doch der Name des Schülers, der angeblich für die Droh-Schmiererei verantwortlich sein soll, war falsch geschrieben, heißt es in Schülerkreisen. Auch die Polizei spricht davon, dass "ein Schüler denunziert wurde, innerhalb der Schule eine Straftat begehen zu wollen" und dass "der genannte Schüler nicht dafür verantwortlich ist". Heißt: Geschrieben hat ein anderer, als derjenige, dessen Name verräterisch falsch geschrieben darunter stand.

Polizei wird angekündigten Tag im Auge behalten



Wegen der noch laufenden Ermittlungen will die Polizei aus "kriminaltaktischen Gründen" derzeit keine weiteren Auskünfte erteilen. Nur so viel, das aber in aller Deutlichkeit: "Derzeit deutet alles darauf hin, dass die Bedrohung nicht ernst zu nehmen ist", wie Polizei-Chef Jaeger betont.

Angekündigt war auch ein Datum für den Amoklauf. "Diesen Tag werden wir natürlich im Auge behalten", versichert Jaeger. Die Schulleitung will sich wegen der noch laufenden Ermittlungen derzeit nicht gegenüber der Presse äußern.

Unter den mehr als 1000 Schülern des Gymnasiums hat die Schmiererei aber längst die Runde gemacht. Zufällig auf der Straße befragte Schüler sehen es gelassen. Ihr Fazit: "Da hat sich jemand einen richtig dummen Scherz erlaubt."

Es ist nicht das erste Mal, dass auch in der Region Trittbrettfahrer nach den Amokläufen in Erfurt (2002) und Emstetten (2006) für Unruhe sorgen: Ende August hatte die Schmiererei auf einer Schulbank in einem Bernkastel-Kueser Gymnasium einen Polizei-Großeinsatz ausgelöst (der TV berichtete). Der verantwortliche Jugendliche gestand später unter Tränen, dass es sich um einen "saudummen Jugendstreich" gehandelt hätte. Einen Streich, den die Eltern eventuell bezahlen müssen, da ihnen die Kosten für den Großeinsatz in Rechnung gestellt werden.

Meinung

Mehr als ein dummer Streich

Es ist mehr als ein "dummer Streich", wenn Jugendliche die Sensibilität nach den tödlichen Amokläufen in Erfurt und Emstetten dazu ausnutzen, mit Androhungen für Aufsehen zu sorgen. Es ist grob rücksichtslos - und strafbar. Denn auch Ankündigungen von Straftaten sind strafbar. Der Täter war sogar hinterhältig genug, den Namen eines Mitschülers zu beschmutzen und unter seine Droh-Zeilen zu setzen. Das ist weit krimineller als ein schlichtes "XY ist doof", wie es seit Generationen auf Schulbänken zu lesen ist. Auch wenn Polizei und Schule den Aufruhr bewusst gering halten: Sowas gehört bestraft, schon allein, um Nachahmer abzuschrecken.d.schommer@volksfreund. de

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