Ampel: Keine Einigung auf Kandidaten

Bis zum späten Mittwochabend haben die Trierer Bündnispartner SPD, Grüne und FDP getagt. Das Ziel, einen gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl am 29. Oktober zu finden, blieb unerreicht.

Trier. Eigentlich wollten SPD, Grüne und FDP am Donnerstag in trauter Einigkeit ihre Kandidaten für die Beigeordneten-Wahl am 29. Oktober vermelden. Doch bei der fünfstündigen Diskussion in der ersten Etage des Cafés "Steipe" ging es zwar hoch her, einig wurden sich die Bündnis-Partner allerdings nicht. Ende nächster Woche sollen daher die grüne Ex-Landesministerin Angelika Birk aus Schleswig-Holstein - Favoritin der Grünen für die Bürgermeister-Stelle - und die Weseler Jugendamtsleiterin Ila Brix-Leusmann - Favoritin der SPD - noch einmal vorgeladen werden. Gegen den Bürgermeister-Anwärter aus den eigenen Reihen - Reiner Marz - hatten die Grünen sich bereits in einer Mitgliederversammlung am Dienstagabend entschieden.

Inhaltliche Fragen an die beiden übrigen Bewerberinnen Birk und Brix-Leusmann seien noch ungeklärt, lautet die Sprachregelung der Bündniskommission zur Begründung der unerwarteten zweiten Vorstellungsrunde nach den offiziellen Bewerbergesprächen am vorigen Samstag. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns einigen können", erklärt Heide Schütz, Vorstandsprecherin der Grünen, und auch SPD-Parteivorsitzende Malu Dreyer ist "optimistisch, eine gemeinsame Lösung zu finden".

Hinter den Kulissen sind die Fronten dagegen verhärtet, Grüne und SPD kleben an ihren Kandidatinnen. "Es wäre der Basis nicht zu vermitteln, dass wir die Chance auf politischen Einfluss im Stadtvorstand vergeben", heißt es aus Reihen der Grünen. Die Sozialdemokraten dagegen - die im Vorfeld der Stellenausschreibungen keinen eigenen Kandidaten lanciert hatten - waren offenbar über den sehr guten Eindruck, den Brix-Leusmann bei der Vorstellungsrunde im Rathaus bei allen Fraktionen hinterlassen hatte, so erfreut, dass sie auf den Überraschungserfolg mit SPD-Parteibuch nicht mehr verzichten wollen. Schließlich lockt viel Macht: Nicht nur der als unabhängiger Kandidat angetretene Oberbürgermeister sondern auch seine Stellvertreterin wären dann SPD-Mitglieder. Dazu kommt, dass auch der kleinste Bündnispartner, die im Stadtrat mit vier Mitgliedern vertretene FDP, Brix-Leusmann bevorzugt. "Bei Birk haben wir Bedenken, dass sie unseren Interessen auch entgegenkommen kann", formuliert ein Freidemokrat.

Beim Wirtschafts- und Kulturdezernenten-Posten hat sich das Bündnis auf die Unterstützung des FDP-Fraktionsvorsitzenden Thomas Egger geeinigt. Sollte das Bündnis über die Nominierung des Bürgermeisterkandidaten allerdings auseinanderbrechen, könnte das die Unterstützung für den Rechtsanwalt bröckeln lassen.

Meinung

Jetzt wird geschachert

Um Kompetenz und Eignung geht es bei der Entscheidung zwischen Birk und Brix-Leusmann nicht. Die Grünen wollen eine Grüne im Stadtvorstand platzieren, die SPD eine Sozialdemokratin. Parteipolitisch verständlich - zumal beide offenbar fähig wären, eine Bürgermeisterstelle auszufüllen. Doch das Ampel-Bündnis war angetreten, um Parteipolitik außen vor zu lassen und Trier gemeinsam voranzubringen. Dazu notwendig ist, dass man sich an Vereinbarungen hält: Die Grünen haben ihr nicht ganz schmerzfreies "Ja" zu einem liberalen Wirtschaftsdezernenten Egger gegeben und dafür erwartet, die Bürgermeisterstelle nominieren zu dürfen. Hält die SPD weiter an Brix-Leusmann fest, könnte das Ampel-Bündnis daher zerbrechen. Die große Stunde der CDU wäre dann gekommen. Die verhält sich nämlich in den letzten Tagen auffallend taktisch, vermeidet jegliche Aussagen über Favoriten und könnte sich so zur Königinmacherin und unerwarteter Mehrheitspartnerin der SPD aufschwingen. Aber auch die beiden Kandidatinnen könnten dem Bündnis die Entscheidung aus der Hand nehmen: Gut möglich, dass eine oder beide angesichts dieses Eiertanzes ihre Bewerbungen zurückziehen werden. c.wolff@volksfreund.de

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