Anpacken statt Pauken

Programmhefte mitgestalten, dem Regisseur assistieren oder eine eigene Veranstaltung auf die Beine stellen: Für Feeke Rascher ist das freiwillige soziale Jahr Kultur mehr als nur Blick hinter die Kulissen.

 Feeke Rascher hat einen abwechslungsreichen Alltag, wozu auch das Plakatieren des theatereigenen Schaukastens gehört. TV-Foto: Kerstin Smirr

Feeke Rascher hat einen abwechslungsreichen Alltag, wozu auch das Plakatieren des theatereigenen Schaukastens gehört. TV-Foto: Kerstin Smirr

Trier. Die 20-jährige Feeke Rascher arbeitet am Theater Trier vor und hinter der Bühne mit. "Super! Das ist genau das, was ich machen möchte", dachte sie sich, als sie vom freiwilligen kulturellen Jahr erfuhr. "Ich hatte nach dem Abi keine Lust, gleich mit dem Studium anzufangen. Ich wollte was Praktisches machen", erzählt sie. Inzwischen hat Feeke ihre erste "Halbzeit" am Theater Trier hinter sich gelassen und vor allem in der Pressestelle und in der Dramaturgie mitgearbeitet. Dabei konnte sie mehr als nur einen Blick hinter die Kulisse werfen. Beim Theaterstück "Offene Zweierbeziehung" hat Feeke dem Regisseur assistiert - eine spannende, aber auch anstrengende Angelegenheit. "Ich habe dabei für mich entdeckt, mit Stress-Situationen umzugehen", sagt sie. Auch eine eigen konzipierte Veranstaltung hat sie auf die Beine gestellt. "Typisch Mann - typisch Frau" nannte sie ihre nächtliche Quizrunde zu Geschlechterklischees, in der Zuschauer und Schauspieler antraten. "Es war sehr interaktiv angelegt. Das war was Neues", lobt Chefdramaturg Peter Oppermann, der Kreativität und Eigeninitiative als wichtiges Bewerbungskriterium sieht.Viel Organisation und Fleißarbeit gehöre allerdings auch zur Arbeit der Freiwilligen, sagt Oppermann. "Das ist auch unser Tagesgeschäft." Zum Beispiel schaut Feeke regelmäßig, ob die Theaterplakate noch an den Schaufenstern hängen und verteilt vor Aufführungen Infozettel an die Besucher.280 Euro Taschengeld erhält sie pro Monat. Für die Bochumerin, die für ihr Kulturjahr nach Trier gezogen ist, reicht das nicht zum Leben. "Meine Eltern unterstützen mich. Sonst wäre es nicht machbar." Sie hat sich für eine Wohngemeinschaft entschieden, auch um Anschluss in der neuen Stadt zu finden. Zuhause auszuziehen sei ihr nicht schwer gefallen, erzählt sie. Und Peter Oppermann sieht den Umzug gar als Training an: "Für den, der am Theater arbeitet, gehört es dazu." In Zeiten, wo die "Generation Praktikum" von sich reden macht, möchte er die FSJler nicht als billige Arbeitskraft verstanden wissen. "Natürlich ist es eine Hilfe, wenn jemand tatkräftig mitarbeitet", sagt er. Doch wolle das Theater Jugendlichen in erster Linie einen beruflichen Einstieg ins kulturelle Leben bieten. "Das Schlimmste wäre, Feeke ginge hier raus und wollte etwas ganz anderes machen."Doch da besteht kaum Gefahr. Gezieltes Interesse für die Bühne

Schließlich hat Oppermann im Gespräch mit Bewerbern nach einem jungen Menschen Ausschau gehalten, "der gezieltes Interesse fürs Theater mitbring ". Mit Feeke Rascher hat er die Richtige gefunden. Sie nutzt die Möglichkeit, sich die Produktionen anzuschauen und damit ihre Kenntnisse zu erweitern. Im Herbst möchte sie ihr Studium der Theaterwissenschaft beginnen. Und: "Mein Ziel ist die Regie", erzählt sie.hintergrund Das freiwillige kulturelle Jahr kann an Kultureinrichtungen, wie Theatern, Museen oder Musikschulen, absolviert werden. Es beginnt am 1. September. Den Jugendlichen stehen 26 Urlaubstage zur Verfügung. An 25 Bildungstagen besuchen sie Seminare zu kulturellen Themen. Die Arbeitszeit beträgt maximal 40 Stunden pro Woche. Kriegsdienstverweigerer können das FSJ Kultur als Ersatz zum Zivildienst leisten. In Trier sind die Mobile Spielaktion und das Stadttheater mit von der Partie. Landesweiter Träger ist das Kulturbüro Rheinland-Pfalz. "Wir bauen das FSJ Kultur weiter aus", sagt Projektkoordinatorin Moka Biss. "Interessierte können sich noch bis Ende Mai für neu hinzugekommene Stellen bewerben". Mehr Infos gibt es auf der Internetseite www.kulturbuero-rlp.de sowie www.fsjkultur.de.

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