Ansichten über Krieg und Frieden

"Friedenspartei Grüne!?", war das Motto einer Podiumsdiskussion mit Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) und dem Publizisten und Friedensaktivisten Andreas Zumach. Rund 50 Zuhörer kamen in die Volkshochschule am Domfreihof zu der Veranstaltung.

 Andreas Zumach, Jürgen Trittin und Beate Klein bei der Podiumsdiskussion in der Volkshochschule. TV-Foto: Frank Göbel

Andreas Zumach, Jürgen Trittin und Beate Klein bei der Podiumsdiskussion in der Volkshochschule. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Der Kosovokrieg 1999, den scharfe Kritiker als völkerrechtswidrigen Angriff auf einen souveränen Staat sehen, ist ein noch immer nicht überwundenes Trauma für die Partei: Das wurde deutlich in der Volkshochschule, wo der Grünenpolitiker Jürgen Trittin und der langjährige Friedensaktivist und Journalist Andreas Zumach die Frage diskutierten, ob die Grünen noch eine "Friedenspartei" seien. Etwa fünfzig Zuhörer, viele davon aus der grünen Parteibasis, scharrten mehr als einmal unruhig mit den Füßen.

Keine Grünen ohne die Friedensbewegung



Ob man nicht gegen "elementare Regeln" verstoßen habe, fragte ein Zuhörer. Trittin verteidigte die Entscheidungen: Die Partei habe eine schwere Entscheidung getroffen und letztlich "Verantwortung übernommen".

Die Frage Beate Kleins, ob es "Die Grünen" ohne die Friedensbewegung gegeben hätte, verneinten beide Diskutanten. Zwar betonte Zumach, die Grünen seien "auf vielen Säulen" gebaut, wie natürlich auch der Umweltbewegung, aber die Anhänger der Friedensbewegung bildeten wohl die stärkste Fraktion.

Während der 90er Jahre sei die Partei an "den Rand der Existenz" geführt worden, gab Trittin zu: Die "Alle reden von Deutschland, wir vom Wetter"-Kampagne von 1990 sei ein Fehler gewesen, da sie allzu sehr die Befindlichkeiten der Menschen negiert habe. Die folgende, stärker realpolitische Orientierung seit 1994 habe auch Militäreinsätze neu bewertet und sei eine "Kurskorrektur" gewesen, "die die Linkspartei noch vor sich hat".

Der Afghanistan-Einsatz sei leichter von der Hand gegangen als der im Kosovo: "Die Verbindung zum 11. September war eindeutig, und die Aktion ja auch sehr beschränkt." Die ISAF-Truppen verrichteten einen sinnvollen Dienst im Land, meinte Trittin.

Dem widersprach Zumach direkt: "Nur die Taliban sind erfolgreich." Die im Missionsziel gedachte Etablierung einer Zentralregierung sei irreal, man müsse "mit den Regionalfürsten und Warlords" verhandeln, sonst würden die ISAF-Truppen abziehen "wie die Sowjets 1988".

Markus Pflüger von der AG Frieden meldete sich aus dem Publikum zu Wort: Er sah die Diskutanten "schon völlig in der Militärlogik gefangen". Die Fragestellung des Abends werde nur noch als Grundlage verstanden, über die richtigen militärischen Mittel zu streiten, nicht aber darüber, wie man Kriege vermeiden und deren eigentlichen Ursachen, wie Armut, bekämpfen könne, kritisierte er.

Vom Podium wurde dieser Vorwurf zurückgewiesen. Zumach verwies auf seine Publikationen und die jahrzehntelange Tätigkeit in der Friedensbewegung. Dass die Diskussion oft um militärische Fragen kreise, sei durch die Moderation so angelegt gewesen. Auch Trittin sagte, selbstverständlich gehe es vorrangig um Abrüstung und Armutsbekämpfung; dabei müsse man auch der eigenen Gesellschaft die Mitverantwortung für Hunger und Unterdrückung anderswo aufzeigen.

Als ein Exkurs über Fleischerzeugung in Niedersachsen und was das mit den Nahrungsmittelpreisen in der Dritten Welt zu tun hat, von Moderatorin Beate Klein mit der Bitte unterbrochen wurde, doch wieder "zum Thema zurückzukommen", reagierte Trittin gereizt: "Aber genau das ist doch das Thema!"

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