Antikes Leben jenseits von Hollywood - 11.000 Besucher bei gelungenem Römerfest in den Kaiserthermen - Neuauflage 2017

Trier · Diese Premiere konnte sich sehen lassen: Das Römerfest in den Kaiserthermen hat rund 11.000 Besucher angezogen, die ebenso zufrieden waren wie die Generaldirektion kulturelles Erbe (GDKE), welche das Event veranstaltete. GDKE-Chef Thomas Metz stellt eine Neuauflage für 2017 in Aussicht.



Der finstere Blick trügt. Ritchie Pogorzelski (50) ist eigentlich ein ganz netter und humoriger Typ. Aber bei Römerevents ist er Prätorianer - Mitglied der kaiserlichen Leibgarde - und der Chef deren erster Kohorte dazu. Da darf man martialisch dreinblicken. Muss man wohl auch, schon rein historisch bedingt. Prätorianer sind, glaubt man der Geschichtsschreibung, die einzigen ungeschlagenen Soldaten. Ihre 450-jährige Ära beendete Konstantin anno 312, in dem er die Elitetruppe auflöste, die Leibgarde seines Widersachers Maxentius gewesen war.

Rüstung aus Zemmer-Rodt

Wiederum gut 1700 Jahre später lässt Pogorzelski mit zwölf Freunden aus ganz Deutschland die Prätorianer wiederauferstehen: Die cohors praetoria ist passenderweise beim Trierer Römerfest in den Trierer Kaiserthermen mit von der Partie. Quasi eine Idealbesetzung, denn die in Köln ansässige Interessengemeinschaft zur Darstellung römischen Militärlebens steht für höchste Authentizität in allen Bereichen. Wer kleiner als 1,72 m ist und Fitnessdefizite aufweist, hat keine Chance auf Aufnahme. Und ein gewisses Maß an Eigenkapital ist ebenfalls erforderlich. Die bis zu 50 Kilo an Ausrüstung und Marschgepäck, die der stolze Prätorianer im allgemeinen mit sich rumschleppt, kosten so viel wie ein neuer Mittelklassewagen, also rund 25.000 Euro. Für die Herstellung der gepanzerten Teile ist übrigens der "Fast-Trierer" Andy Poppe (43) aus Zemmer-Rodt zuständig. Und Pogorzelski & Co. posen nicht nur vor ihren Zelten mit Gattin, Kindern und Waffen - sie sind, weil das Teil ihrer Mission ist, auch sehr diskussionsfreudig: "Denn wir wollen Interessierten ja erklären, wie das damals war."

Gibt es auch doofe Fragen? "Klar", sagt Pogorzelksi und setzt spaßeshalber den extrafinsteren Blick auf: "Man kann uns zum Beispiel auf den Glaubwürdigkeitsgehalt von Filmen wie ,Gladiator' und ,Ben Hur' ansprechen. Das ist Hollywood-Klamauk, echter Schmarren und absolut nicht unser Ding."

Deshalb treten die wackeren Prätorianer nach eigenen Angaben nur auf ernst zu nehmenden Historienfestivals auf. Das Trie8rer sei so eines, und man werde, wenn es denn noch mal stattfindet, gerne wieder mit von der Partie sein. Dass es eine Neuauflage gibt, dürfte nach dem erfolgreichen Premierenwochenende so gut wie fest stehen. Die ausgesprochen positive Resonanz sowohl bei den 234 Akteuren, die - vom Müller über den Kaufmann und Handwerker bis hin zum Gladiator und Krieger - das Leben im Imperium Romanum verkörperten, als auch des Publikums haben GDKE-Chef Thomas Metz (61) "absolut überzeugt. Wir wollen versuchen, das Römerfest in Serie gehen zu lassen." Eine Neuauflage im kommenden Jahr könnte Bestandteil des Landesprojekts "Vorzeiten" werden, das die Bemühungen zur Wahrung des kulturellen Erbes in den 70 Jahren seit der Gründung von Rheinland-Pfalz wiederspielgeln soll. Und der Termin sollte vorzugsweise außerhalb der Sommerferien liegen. Wie es dann weitergeht, lässt Metz offen: "Das ist auch eine Frage der Finanzierbarkeit. Wir brauchen Partner, dann wird es deutlich leichter." Eine Anknüpfung an die städtische Großveranstaltung Brot & Spiele, 2012 letztmals über die Bühne gegangen und dann aus finanziellen Gründen eingestellt, solle es aber nicht geben.

Insgesamt gut 11.000 Besucher zog die Römerfest-Premiere an, alleine 7000 davon kamen am Sonntag. Als am Samstagnachmittag starker und anhaltender Regen einsetzte, war es vorbei mit dem Zustrom. Ansonsten hätte Metz' Traum von "bis zu 15.000 Besucher" durchaus Realität werden können.

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