Antiquitäten in perfektem Ambiente

TRIER. Hunderte Trierer und Besucher aus der Region nutzen die Gelegenheit, ihre Antiquitäten kostenlos von Experten schätzen zu lassen. Der Südwestrundfunk (SWR) zeichnete im Kürfürstlichen Palais die Sendung "echt antik?!" auf; und die Experten entdeckten den einen oder anderen Schatz aus Kellern und Dachböden.

Nur langsam geht es vorwärts. Schon seit ein paar Minuten harren Birgit und Eduard Biwer auf der großen Eingangstreppe im Innern des Kurfürstlichen Palais aus. So wie sie haben auch die vielen anderen Besucher Hände und Taschen voll mit Antiquitäten. "Wir haben ein paar alte Sachen von meiner Mutter mitgenommen", erzählt Birgit Biwer, "sie hat sie früher einmal in Luxemburg geschenkt bekommen, aber mehr wissen wir auch nicht." Silberner Pokal mit Glasschale

In einer Stofftasche hat sie einen silbernen Pokal mit Glasschale verstaut und vorsichtig in ein Baumwollhandtuch eingewickelt. Ehemann Eduard hält ein mittelgroßes Gemälde in den Händen. Dann sind die beiden an der Reihe und präsentieren ihre Mitbringsel dem kritischen Blick von Iris Ristucci. Sie ordnet die Antiquitäten einem der sechs Tische zu, an denen jeweils ein Experte sitzt. "Sie haben Nummer 182 und können damit zu Tisch C gehen", sagt die freundliche Redaktionsassistentin. Das Gemälde bekommt die Nummer 183 und soll an Tisch A begutachtet werden. Etwas weiter oben, in der "Belle Étage", geht es etwas hektischer zu: Mitarbeiter mit Kopfhörern laufen durch die Gegend, große Scheinwerfer sind aufgebaut. Im Rokokosaal werden die so genannten "Kameragespräche" geführt: Wenn ein Gegenstand besonders herausragend ist, führt einer der Experten ein Interview mit dem Besitzer. Für das Ehepaar Biwer geht es aber zunächst zu Tisch A. Dort sitzt Alexander Rauch, Kunsthistoriker mit 25 Jahren Erfahrung. Das Bild erkennt er gleich als das Werk eines regionalen Laienmalers. "Für mich hat das Gemälde vor allem ideellen Wert", sagt Birgit Biwer, "auch wenn es viel wert wäre, würde ich es nie verkaufen." Der mitgebrachte Pokal unterliegt wenig später dem kritischen Blick von Graham Dry. "Schön, sehr schön", freut sich der Engländer, der sich auf Jugendstil und Art Déco spezialisiert hat. "Ich denke, der Pokal müsste um 1910 gefertigt worden sein." Erleben Antiquitäten derzeit eine Renaissance? "Gerade bei jungen Leuten waren Antiquitäten lange Zeit out", sagt Bernhard Foos, Redakteur beim SWR, "auch wenn bei uns vorwiegend Ältere vorbeikommen, zeigt der große Andrang doch, dass die Leute sich damit beschäftigen." Alleine in den ersten zwei Stunden wurden schon etwa 200 Gegenstände begutachtet. Auch die 35-jährige Moderatorin Anja Höfer zeigt sich begeistert: "Das ist auch für mich immer ein großes Abenteuer. Zudem bringen die Leute auch immer unterschiedliche Dinge mit. Bei der Aufzeichnung in Konstanz waren viele Uhren dabei, in Ulm relativ viele Bibeln und in Trier überwiegen die Gemälde." "Kameragespräche" im Rokokosaal

Unterdessen begrüßt Aufnahmeleiter Manfred Bonk im Rokokosaal einen neuen Kandidaten, der für eines der "Kameragespräche" ausgewählt wurde. Der 67-jährige Manfred Loske aus Wittlich hat einen Tropfen edlen Weins aus dem Jahr 1727 mitgebracht. "Meine Freunde wissen, dass ich gerne alten Wein trinke und haben mir die Flasche ‚Rüdesheimer Apostelwein' vor etwa 40 Jahren geschenkt", erzählt er dem Experten Carlo Karrenbauer. Der Kunsthistoriker aus Konstanz hat schön öfter ältere Weine in den Händen gehalten. "Ich fand es sehr interessant, noch ein paar Dinge über den Wein zu erfahren", sagt Loske nach der Aufzeichnung. Zwei Folgen aus Trier werden am 3. und 10. Dezember, jeweils um 18.15 Uhr, im SWR ausgestrahlt, die dritte folgt später.

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