Arabische Fliesen für römischen Kaiser

TRIER. Am 13. Mai 2007 soll das Museum Simeonstift wieder eröffnet werden, drei Wochen später beginnt die Landesausstellung "Konstantin der Große". Rund zehn Millionen Euro sollen in Generalsanierung und Modernisierung sowie den neuen Anbau fließen. Doch es gibt Irritationen um die Vergabe der Fliesenarbeiten – die entsprechende Ausschreibung musste zurückgezogen werden.

Die Fliesen-Zentrum Deutschland GmbH zählt mit 495 Mitarbeitern und 120 Millionen Euro Umsatz im Jahr zu den führenden Fliesengroßhändlern. Seinen Ursprung hat das Handelshaus in Trier, heute gibt es Standorte in Kenn, Leipzig, Berlin, Magdeburg und Erfurt. Geschäftsführer Johannes Friedrich sieht sich als "Versorger des Handwerks" und schlägt genau deshalb Alarm. "In der Ausschreibung der Fliesenarbeiten wurden Fliesen gefordert, für die es nur eine einzige Bezugsquelle gibt", sagt Friedrich im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Diese Quelle ist ein Produzent in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Friedrichs Fazit: "Gerade die örtlichen Handwerker in der Region Trier werden wohl keine Chance haben, an die Aufträge zu kommen, weil sie diese Fliesen nicht rechtzeitig beziehen und liefern können." Außerdem sei die arabische Fliese mit einem Einkaufspreis von 100 Euro pro Quadratmeter besonders teuer. Der Experte kann diese Ausschreibung nicht verstehen: "Die Vorgehensweise ist unlogisch. Statt die Ausschreibung mit einem einzigen festgelegten Produkt zu verknüpfen, muss man versuchen, Ware zu finden, für die es möglichst viele Anbieter gibt." Friedrich legte dem TV die Ausschreibung der Fliesenarbeiten vor. Darin wird das Fabrikat "RAK Ceramics" gefordert, als Bezugsquelle wird die "RAK Ceramics Deutschland GmbH" genannt. Doch ein Anruf bei dieser Gesellschaft bestätigt Friedrichs Aussagen: "Wir sind lediglich das Vertriebsbüro für Deutschland", erläutert Pamela Mellen dem TV. "Das Material muss aus Dubai geliefert werden." Das Kürzel RAK steht übrigens für Ras al Khaimah, ein Emirat mit 48 000 Einwohnern. Der Fliesenproduzent hat dort auch eine Hotelanlage mit fünf Sternen. Warum braucht das Projekt Simeonstift arabische Fliesen? Der TV fragt Triers Baudezernent Peter Dietze. "Der Architekt hat dieses Material im Rahmen seiner Planung vorgeschlagen und der baubegleitenden Kommission im Muster vorgelegt", sagt Dietze. "Nur dieses Material ist in einem Plattenformat von 1,85 mal 1,25 Meter erhältlich. Das führt dazu, dass der Fugenanteil sich deutlich verringert, die Räume ruhiger wirken und somit durch die Materialauswahl die Raumgestaltung maßgeblich beeinflusst wird." Das führt aber auch dazu, dass kein Handwerker eine gleichwertige, nicht-arabische Fliese wird anbieten können - so sieht es Johannes Friedrich. Offenbar hat die arabische Fliese auch intern für Wirbel gesorgt. "Die Ausschreibung wurde wegen fehlender Vergleichbarkeit aufgehoben", räumt Baudezernent Peter Dietze ein. Man wolle einen "Verfahrensfehler" vermeiden, der später für Ärger hätte sorgen können. "Die Bodenbelagsarbeiten sind neu auszuschreiben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort