Arbeit nur noch für den Himmel

TRIER. (gsb) Der Name Liebherr ist den meisten bekannt durch Kühlschränke und Baumaschinen. Hubert Liebherr, ehemaliger Juniorchef, ist nach einem wundersamen Ereignis aus dem Konzern ausgestiegen, zum Marienverehrer und Kirchenbauer geworden, und er organisiert Wallfahrten. Über seinen Glaubensweg referierte er in der St.-Antoniuskirche.

Rund 150 Besucher waren gekommen, um dem zweieinhalbstündigen Vortrag von Hubert Liebherr zuzuhören. Der Abend begann - wie es Liebherr sich wünschte - im Zeichen des Kreuzes mit einem gemeinsam gebeteten Vaterunser. "So, wie das an deutschen Hochschulen früher war, sollte es auch heute wieder sein." Den Bericht über seine eigene interessante Lebensgeschichte hob sich der 53-Jährige bis zum Schluss des Vortrags auf. Zuvor standen umfangreiche Erläuterungen über den Wallfahrtsort Medjugorje in Herzegowina und die Geschichte der Marienerscheinung. Liebherr organisiert seit Jahren Wallfahrten zu dem Ort, der seit 1993 von der kroatischen Bischofskonferenz als Wallfahrtsort und Heiligtum anerkannt ist. Im Jahr 1981 ist dem Bericht Liebherrs zufolge die Mutter Gottes sechs Sehern als Königin des Friedens erschienen. Seitdem soll sie drei verbliebenen Sehern täglich zur gleichen Uhrzeit erscheinen, egal wo sie sich auf der Welt befinden. Liebherr ging ausführlich auf seinen tiefen Glauben ein. "Wer nicht betet, hat seinem Herrgott nichts zu sagen", meinte er. Dabei versäumte er nicht, einen Werte- und Wahrheitsverlust in Deutschland, die "geistlose" Entwicklung der Gesellschaft, Abtreibungen und die "lausige" Politik zu beklagen. "Mir gefriert der Speichel im Mund, wenn ich an die letzten Jahrzehnte denke. Jeder darf machen, was er will", sagte er mit Nachdruck. "Es ist Nacht geworden in Deutschland. Wir brauchen wieder große Heilige", zeigte er sich von einem tiefen Glauben beseelt. Liebherr ist eines von vier Kindern einer religiösen süddeutschen Familie. Nach Internat und Abitur erlebte Liebherr den 68er Geist der Rebellion und "sexuellen Abhängigkeit" - der Glaube war ihm zu dieser Zeit verloren gegangen.Ein Verkehrsunfall brachte den Wandel

Ein Verkehrsunfall mit Totalschaden im Jahr 1981, bei dem er unverletzt überlebte, war der Wendepunkt in seinem Leben. Wallfahrten folgten, die Liebherr "standesgemäß mit dem eigenen Flugzeug" und mit Freund Albrecht Graf Brandenstein-Zeppelin nach Fatima und Medjugorje unternahm. Dort erfuhr er nach einer Lebensbeichte "tiefen Frieden" und vernahm eine Stimme, die ihm sagte: "Verlasse alles, was Du hast und bist, und folge mir nach." Ab dem Zeitpunkt wollte er nicht mehr für seinen Vater, sondern nur noch für den Himmel arbeiten. "Jetzt spinnt er total", sagte der gesamte Freundeskreis; jeder habe versucht, ihn von seiner Entscheidung abzubringen. Seine Frau brachte ihm zum Psychiater, der die besorgte Gattin als gläubiger Katholik jedoch beruhigte. Das bereits übertragende Firmenvermögen gab Liebherr zurück. Er erhält aber einen lebenslangen Unterhalt von seiner Familie für seine evangelische Frau und sich. Dadurch ist ihm ein ehrenamtliches Engagement möglich, in dessen Rahmen er in Russland Kirchen bauen lässt und ein Stück Wiedergutmachung betreibt. Der Abend klang mit erheblich weniger Besuchern aus als er begonnen hatte - 40 bis 40 Leute verließen die Kirche vorzeitig. Ob das an dem kalten Gebäude, der Länge des Vortrags oder seinem Inhalt lag, war freilich nicht zu ergründen.

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