Arbeit vor Kapital

TRIER. (red) Die Katholische Arbeiternehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Trier hat ihre Gruppen und Mitglieder dazu aufgerufen, Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen, die sich gegen Sozialabbau wenden, zu unterstützen. Auf ihrem Diözesantag im Robert-Schuman-Haus in Trier kritisierte die KAB scharf die derzeitige Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die viele Opfer produziere und die Gesellschaft immer stärker spalte.

Am Diözesantag nahmen auch der Trierer Bischof Reinhard Marx und Renate Müller, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZDK), teil. Nach Ansicht der KAB wird die Arbeit des Menschen immer mehr der Kapitalverwertung untergeordnet. Das Prinzip des Vorrangs der Arbeit gegenüber dem Kapital werde in sein Gegenteil verkehrt. Wo Menschen zur Sache gemacht würden, wo Arme und Arbeiter gegeneinander ausgespielt würden, sei auch die Kirche gefordert, dieses Unrecht zu benennen, forderte die KAB. Auch Bischof Marx betonte, dass es Aufgabe der Kirche wie der KAB sei, deutlich zu machen, dass das Kapital, wenn es nur an Kapitalverwertung interessiert sei, "vor die Wand fahren" werde. Er sagte, dass die Sozialverkündigung zentral zur Glaubensvermittlung gehöre. Für den Bischof geht es dabei nicht um eine grundsätzliche Infragestellung des derzeitigen Wirtschafts- und Sozialsystems, sondern um eine Sozialreform. Notwendig sei eine "starke Wandlung", was einen starken Staat, starke Interessenorganisationen und starke Gewerkschaften erforderlich mache. Angesichts der globalisierten Wirtschaft sei es an der Zeit, weltweite Gegenbewegungen zu organisieren und weltweite Organisationen von Arbeitnehmern aufzubauen. Von der KAB erwarte er, dass sie einen Beitrag zu einer internationalen katholischen Arbeiterbewegung leiste. Wie der Bischof wandte sich auch ZDK-Vizepräsidentin Renate Müller entschieden gegen eine Ökonomisierung der Gesellschaft sowie gegen eine "Entwertung der menschlichen Arbeit". Sie warnte vor einer Entwicklung weg vom Sozialstaat hin zum Fürsorgestaat. Es mache mehr Sinn, das Solidaritätspotenzial in der Gesellschaft zu fördern als ein auf Solidarität gegründetes System zu zerstören. Zur aktuellen Diskussion über das Arbeitslosengeld II merkte Müller an, dass man hier versuche, "mit Zuckerbrot und Peitsche Menschen zu einer Arbeit zu zwingen, die es nicht gibt." Sie ermutigte die KAB, sich in die öffentliche Debatte einzumischen und tragfähige Alternativen zur aufzuzeigen. Bei den Wahlen zum Diözesanvorstand löste Günther Salz (54) aus Engers nach acht Jahren den bisherigen Vorsitzenden Martin Irsch ab, der nicht mehr kandidiert hatte. Salz betonte nach seiner Wahl, dass das Ziel der KAB eine Gesellschaft sein müsse, in der die menschlichen Bedürfnisse wieder die Oberhand gewinnen würden gegenüber einer "zum Selbstzweck gewordenen kapitalistischen Ökonomie". Einstimmig wiedergewählt wurden die Diözesanvorsitzende Waltraud Leineweber aus Beckingen/Saar und Diözesanseelsorger, Pfarrer Johannes Stein aus Koblenz.

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