Arzneien im Visier

TRIER. (red) Bei einer Buchvorstellung in der Bibliothek des Priesterseminars drehte sich alles um ein Bernhardsklausener Arzneibuch aus dem 15. Jahrhundert.

Im Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars präsentierten die Herausgeber eine Edition zum Bernhardsklausener Arzneibuch. Veranstaltet wurde die Vorstellung von dem Freundeskreis der alten Klosterbibliothek der Augustinerchorherren in Klausen e.V., der Bibliothek des Priesterseminars, der Bibliophilen Gesellschaft Trier Pro Libris und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier.Heilmittel aus dem moselfränkischen Raum

Volker Henn, Akademischer Oberrat im Fach Geschichtliche Landeskunde der Universität Trier und einer der Herausgeber der Edition, erläuterte dem Publikum Inhalt und Wert des mittelalterlichen Arzneibuchs. Das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im moselfränkischen Sprachraum entstandene Arzneibuch gehörte bis zur Säkularisation dem Kloster Eberhardsklausen und wird seitdem im Stadtarchiv Trier aufbewahrt. Es enthält Abschriften der im späten Mittelalter wichtigsten und meistbenutzten Medizinaltexte, darunter eine um die so genannte Rheinische Kräuterbuchkompilation erweiterte Abschrift des deutschen "Macer" mit pharmakologischen Beschreibungen von insgesamt mehr als 160 Heilpflanzen. Außerdem sind Abschriften des seit dem 14. Jahrhundert maßgeblichen, in mehrere Sprachen übersetzten Arzneibuchs Ortolfs von Baierland und von Teilen des thüringischen "Bartholomaeus" enthalten. Mittelalterliche Arzneibücher vermitteln Einsichten in den Stand des heilkundlichen Wissens ihrer Zeit und sind wichtige Quellen - nicht nur für die Medizin- und Pharmaziegeschichte, sondern auch für die allgemeine Sozial- und Kulturgeschichte. Da aus dem Trierer Raum kein vergleichbarer zeitgenössischer Text bekannt ist, wird mit dieser Veröffentlichung allen Interessierten ein einzigartiges Zeugnis regionaler Kulturgeschichte zugänglich gemacht. Das Werk wurde herausgegeben von Marco Brösch, Volker Henn und Silvia Schmidt unter Mitwirkung von Claudia von Behren und Karina Wiench. Es ist erschienen im Wissenschaftlichen Verlag Trier, 2005 (Klausener Studien; 1) ISBN 3-88476-791-7.

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