Auch Steine sind vergänglich

In nur zwei Wochen werden die Bagger auch die letzten Zeichen dessen, was hier einst war, getilgt haben: Der alte Thomas- Baumarkt. Der TV besuchte die Baustelle.

Trier. (kah) "Vielen Dank für Ihren Besuch", steht über dem Ausgang. In frischem Blau geschrieben auf strahlendem Weiß, gerade so, als wolle dieser Schriftzug der Realität trotzen. Als müsse er immer noch täglich hunderten Menschen, die mit Holzlatten, Farbeimern oder Säckchen voller Kreuzschlitzschrauben bepackt den Baumarkt verlassen, eine Botschaft mit auf den Weg geben. Doch die Einzigen, die dieser Spruch nun noch erreicht, sind die Abbrucharbeiter. In etwa 14 Tagen, so schätzen sie, wird von den Gebäuden des alten Thomas- Baumarkts in der Aachener Straße nichts mehr übrig sein. Nur zwei aus Sandsteinen erbaute denkmalgeschützte Eisenbahnhallen bleiben erhalten. Sie sollen in den Komplex des zweiten Trierer Kaufland-Markts, der dort in den kommenden Monaten entstehen wird, integriert werden.Schon jetzt erinnert nur noch wenig daran, dass auf dem 18 000 Quadratmeter großen Areal bis vor kurzem Hallen standen: von Baustoffgroßhandel, Baumarkt und Gartencenter. Nur ein paar verloren wirkende Ständer präsentieren noch immer verschiedenartige Dachschindeln. Wie der Spruch über dem ehemaligen Ausgang erinnern sie an das Leben, das, was einmal war. Wenn auch nicht so rührend wie die Spuren, die manchmal auf den Fassaden abgerissener Häuser zurückbleiben: geblümte Fliesen oder dunkle Umrisse auf der Tapete, wo einst ein Bild hing. Mitten im ehemaligen Baumarkt steht ein großer gelber Bagger. Behutsam, wie es scheint, packt er mit seiner mächtigen Schaufel Kabel und Metallverstrebungen, die von der Decke baumeln. Zwei Männer nehmen sie unten entgegen und legen sie auf den richtigen Haufen. Wie reißt man eine Halle ab? "Ordentlich", sagt der Baggerfahrer. So jedenfalls, dass nicht alles auf einem Haufen landet. Also erst die Mauer abreißen, dann die Steine alle an die gleiche Stelle schaffen, dann das Dach auf den Boden zwingen. So erklären sich auch die wohlsortierten Haufen: auf der einen Seite schwarze Dachpappe, da Holzbalken, dort Steine. Bereits im März ist das 1948 gegründete Unternehmen Thomas- Baumarkt an seinen neuen Standort in der Luxemburger Straße umgezogen. Grund für den Umzug war Platzmangel. Denn zwischen den Bahngleisen und der Aachener Straße gab es keine Möglichkeit mehr, sich zu erweitern. Inzwischen ist die Verkaufsfläche mit rund 50 000 Quadratmetern fast dreimal so groß wie zuvor.In der Aachener-Straße wird - vermutlich im Frühjahr 2008 - der zweite Kaufland-Markt Triers eröffnen. 100 neue Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Die Kaufland-Stützwand entlang der Straße steht bereits. Rund 5,5 Millionen kostet der Bau, der 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche überspannen wird. Statt Farbe und Werkzeug tragen die Kunden 2008 dann Brot, Milch oder Gummibärchen hinaus. Und wer weiß, vielleicht steht auch für sie über dem Ausgang geschrieben: "Vielen Dank für Ihren Besuch."

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