Auch in Pallien immer am Ball

TRIER-WEST/PALLIEN. Vor 23 Jahren zog er aus, um die weite (Handball)-Welt zu erobern, jetzt ist er wieder zu Hause angekommen: Michael Lehnertz lebt seit kurzem wieder dort, wo er herkommt, in Pallien. Der 40-jährige frühere Nationalspieler will auch hier seinem Sport treu bleiben.

"Ich bin wieder hier, in meinem Revier", singt Marius Müller-Westernhagen. Dieses Gefühl überkommt derzeit auch den erfolgreichsten Hallen-Handballer, den Trier hervorbrachte: Michael Lehnertz. Aber so ganz fertig ist sein neues, altes Revier noch nicht. Der Umzug steht noch bevor, die Wohnung in Pallien - nur ein paar Straßen von seinem Elternhaus entfernt - ist quasi noch im Rohbau. "Ich bin hier, muss aber noch ankommen", sagt der 40-Jährige. Großes Talent mit Hand und Fuß

Dass es Lehnertz aus dem Bergischen Land wieder nach Trier verschlug, war nach seiner Scheidung mittelfristig geplant, dass es dann aber doch schneller ging, lag am Jobangebot der Innungskrankenkasse Rheinland-Pfalz, für die der gelernte Industriekaufmann seit 1. Februar im Außendienst arbeitet. Und jetzt, da der langjährige Profi-Handballer wieder in Trier ist, häufen sich die Anfragen zahlreicher Vereine. Den Namen Lehnertz, die Erfahrung aus zwölf Jahren Bundesliga, aus 54 Länderspielen und zwei deutschen Meisterschaften mit "seinem" VfL Gummersbach, wollen sich viele zu nutzen machen. Doch Lehnertz weiß genau, was er will: "Entweder eine professionelle Mannschaft trainieren oder ein junges Team mit Potenzial nach oben bringen." Heißt das, dass ihn der Job des "Miezen"-Trainers reizt? "Das müssen andere entscheiden, ich lasse bis Juli alles auf mich zukommen und konzentriere mich erst einmal auf meinen Job." Was aber feststeht, ist, dass er seinem alten Klub TuS Pallien zur Seite stehen wird, wenn es darum geht, 2006 die 100-Jahr-Feier zu organisieren und den Geburtstag mit einem großen Turnier zu feiern. Dort, beim TuS, hatte er 1971 als Siebenjähriger mit dem Handball begonnen. Nach einem Jahr wechselte der kleine Michael, den sein Bruder und der Schulsport zum Handball brachten, zur MJC. Und so langsam musste er sich zwischen großen und kleinen Bälle entscheiden. Denn parallel kickte er auch beim PST Trier, wurde als Jugendlicher sowohl im Fußball als auch im Handball in die westdeutsche Auswahl berufen. Mit 17 Jahren wechselte er wieder nach Pallien in die Landesliga, ein Jahr später führte ihn der Weg zum Regionalligisten TuS Daun, ehe der Höhenflug begann. 1983 erhielt er ein Angebot vom Zweitligisten Bayer Leverkusen, 1985 hieß sein neuer Arbeitgeber VfL Gummersbach - die seinerzeit beste Handball-Mannschaft der Welt. Bundestrainer Heiner Brand, "Hexer" Andreas Thiel, der große VfL-Macher Eugen Haas und viele andere wurden seine Weggefährten. "Brand und Thiel waren prägend für mich", sagt Lehnertz. 1988 wurde er erstmals deutscher Meister, 15 Jahre bevor den "Miezen" dieses Kunststück gelang. Nach der Wende führte Lehnertz Gummersbach als Kapitän 1991 zur ersten gesamtdeutschen Meisterschaft - der letzte Titel, den der Traditionsklub bis heute gewann. Mittlerweile war der Trierer auch eine Stütze im Nationalteam, gewann 1990 den Supercup. 1993 führe er dann den TuS Nettelstedt in die Bundesliga, blieb dort bis 1995, ehe er wieder nach Gummersbach umzog. Dabei verlor er den Kontakt in die alte Heimat nie: Besonders den Werdegang der "Miezen" beobachtete er intensiv, aber auch über den heimischen Männerhandball und die Eintracht war er auf dem Laufenden. Auch daher will er dem Sport verbunden bleiben, der ihm so viel gab: Auslandsreisen, zahllose Kontakte, bleibende Erfahrungen und wie er sagt, "eine riesige Prägung der Persönlichkeit". Nun sollen andere von diesem Schatz profitieren. Wie, wo und wann - das steht noch nicht fest. Denn es gibt auch noch andere Dinge in seinem Leben: Sohn Nico und sein Motorrad.

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