Auf Du und Du mit Pakistani

TRIER-PFALZEL. Für drei Wochen arbeitete der Pfalzeler Bernd Strieker als Senioren-Experte in Pakistan. Eine Erfahrung, die er nicht mehr missen möchte. Und auch die Firma, bei der er tätig war, profitierte von dem deutschen Fachmann.

Eigentlich könnte Bernd Strieker es sich in seinem Haus in Trier-Pfalzel bequem machen, seinen Hobbys nachgehen und sein Rentnerdasein genießen. Tut er auch, aber eben nicht nur. "Das wäre viel zu langweilig", sagt der 66-Jährige. Der ehemalige Produktions-Leiter der Firma Walterscheid - heute GKN Drive Line -, bei der er 37 Jahre lang beschäftigt war, will sich neuen Herausforderungen stellen. Ständiger Polizeischutz

Eine solche bot sich mit der pakistanischen Firma "Teil" (Transmission Engineering Industries Limited). Die Schmiede, die ihr Material vor allem an die Fahrzeugindustrie liefert, stand vor massiven Problemen. In ihrer Not wandten sich die Verantwortlichen an den Senior Experten Service (SES) in Bonn. Diese Einrichtung in Obhut des deutschen Industrie- und Handelskammertages wird finanziell unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, besteht seit 1983 und vermittelt Hilfe zur Selbsthilfe vor allem in Europa und Asien. Der Hilferuf von "Teil" fand bei SES Gehör. In Bonn wurde dann Bernd Strieker als der gesuchte Fachmann ermittelt. Er sollte die Firma unweit von Karadschi in Schmiedetechnik beraten. Sehr gut sei er vom SES vorbereitet worden auf seine Mission und auf das Land, betont Bernd Strieker. Dennoch war er zunächst höchst erstaunt, als er morgens von einem Fahrer und einer Führungskraft der Firma abgeholt und dann an der Landesgrenze zwischen der Provinz Sindh, in der seine Unterkunft lag, und Baluchistan, dem Werksstandort, von einer Polizeistreife in Empfang genommen wurde. Auch am Arbeitsplatz bewachten ihn drei Polizisten. "Anfangs war das schon ein komisches Gefühl. Ich stand ständig unter Aufsicht", erzählt Strieker. An diesen Zustand habe er sich aber schnell gewöhnt. Ob er sich in Gefahr gefühlt habe? Bernd Strieker antwortet mit einem klaren "Nein!". Schon bei den Vorgesprächen sei ihm versichert worden, dass seine Aufgabe von der Bundesregierung unterstützt werde und keine Senioren-Experten in Krisengebiete entsandt werden. Sowohl zur deutschen Botschaft als auch zum Konsulat bestanden Verbindungen. "Allerdings wollte ich immer bei Dunkelheit in meinem Zuhause sein", erzählt der 66-Jährige und fügt hinzu, dass dies aber an der Größe von Karadschi mit 18 Millionen Einwohnern gelegen habe. Begeistert ist der Fachmann, dass er die Möglichkeit hatte, "Menschen in ihrer Arbeitswelt kennen zu lernen". Besser als jeder Tourist habe er Kontakte knüpfen können. So war er Gast bei einem Abteilungsleiter der Firma, bei einem Treffen mit Chrysler-Vertretern aus den USA und bei seinem pakistanischen Betreuer. Der hat inzwischen auch schon in Deutschland angerufen und Anfragen für weitere Hilfen beim Ausbau der Firma gemailt. "Jeden Abend wusste ich, was ich geschafft hatte", gesteht Bernd Strieker mit einem Schmunzeln. Kein Wunder, schließlich arbeitete der Rentner sechs Tage pro Woche. Etwas gewöhnungsbedürftig sei das Essen gewesen: Hühnchen und Lamm gegrillt oder gebraten, Gemüse wie Spinat oder Erbsen in Soße, dazu Reis und Nudeln "und einmal sogar ein Kartöffelchen als Beilage". "Das alles war unheimlich scharf", berichtet Strieker und gesteht, dass er froh ist, zuhause statt Mineralwasser und Tee mit Milch doch wieder ab und zu ein Bierchen und ein Glas Wein trinken zu dürfen. "Alkohol ist im überwiegend muslimischen Pakistan strikt verboten. Da gab es nicht einmal an meinem Geburtstag einen Schluck." Trotzdem: Wenn den Einladungen, die Bernd Strieker für sich und seine Frau Irene bereits erhalten hat, noch eine offizielle Anfrage der Firma folgt, "dann gehe ich Ende des Jahres wohl wieder hin".

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