Auf Irrwegen im Schilderwald

Die Eurener Straße, eine der typischen Trierer Rumpelpisten, wird ausgebaut - prinzipiell eine gute Nachricht. Das sehen einige Unternehmer im Gewerbegebiet Ottostraße jedoch völlig anders, denn die Tafeln mit den Hinweisschildern zu ihren Firmen sollen verschwinden.

Trier. Wer von der Eurener Straße in die Ludwig-Steinbach-Straße abbiegt, kann die Schilderwand kaum übersehen. 26 Unternehmer vom Rechtsanwalt bis zum Metallbauer signalisieren ihren Kunden, dass sie sich auf dem richtigen Weg ins Gewerbegebiet Trier-Euren befinden und nur noch ein Stück weiter geradeaus fahren müssen."Drei Jahre lang musste ich kämpfen, um diesen Schilderwald zu bekommen", sagt Peter Wittrock. Sollten diese Schilder verschwinden, befürchtet Wittrock, dass die Kunden den Weg zu seinem Kaminstudio in der Ottostraße nicht mehr so einfach finden werden. Mit dieser Befürchtung steht er nicht allein. "Wir dürfen uns nicht derart isolieren lassen", sagt Frank Buschmann und lädt gemeinsam mit Peter Wittrock alle ansässigen Betriebe zu einem Krisengespräch ins Autohaus Buschmann ein. Termin: 19. Juli, 18 Uhr.Der Konflikt begann mit einem Schreiben der Stadtverwaltung. Ende Juni wurden alle Unternehmer im Gewerbegebiet Ottostraße benachrichtigt, dass der Einmündungsbereich der Ludwig-Steinbach-Straße im Rahmen des Ausbaus der Eurener Straße umgebaut und neu gestaltet werden soll. Das Problem: Der Verkehr soll in Zukunft nicht mehr über diese Achse ins Gewerbegebiet Ottostraße rollen, sondern über die Straße "Im Pi-Park" und die Nikolaus-Theis-Straße. Doch an dieser Ecke weist nur ein kleines Schild mit der Aufschrift "Pi-Park/Ottostr." auf das Gewerbegebiet hin. "Unsere von auswärts kommenden Kunden werden uns sehr mühsam suchen müssen", befürchtet Wittrock."Die Planung hat das Ziel, den LKW-Verkehr von den Wohngebieten Eurener Straße und Eisenbahnstraße fern zu halten", sagt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt. Immerhin: "Nach wie vor kann natürlich der PKW-Verkehr über die Ludwig-Steinbach-Straße zu den Gewerbebetrieben fahren." Doch die Schilderwand soll trotzdem verschwinden. Frühauf: "Aus unseren Kontakten mit Unternehmen wissen wir, dass die Anlagen mit Firmenschildern in Zeiten der Satelliten-gestützten Navigationssysteme an Bedeutung verloren haben." Meinung Umwelt und Nerven leiden Diese Geschichte ist ein weiteres Kapitel im Buch der Konflikte, die es nicht geben müsste. Um den LKW-Liefer-Verkehr aus Euren herauszubekommen, nimmt man ihm einfach die Orientierung - und den Kunden damit leider auch. Damit dieser Plan tatsächlich Erfolg hat, müsste man parallel zur Beseitigung der Schilder auch die Gedächtnisse der LKW-Fahrer löschen, die sich vom plötzlich verschwundenen Schilderwald nicht von ihren gewohnten Wegen abbringen lassen werden. Der ortsunkundige Kunde dagegen irrt umher - schlecht für die Umwelt, die Nerven und den Umsatz. j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort