Auf Rosen gebettet

TRIER. (eich) 60 Jahre sind Veronika und Gustav Schmitz aus Trier-Heiligkreuz schon verheiratet. Ihre Geschichte klingt wie aus einem Liebesroman. Während Europa im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs versank, lernten sie sich kennen und lieben.

Dass sie sich trafen, war reines Glück. Kurz zuvor war der junge Wehrmachtssoldat Gustav Schmitz nur knapp dem Tode entkommen. 1940 wird der 20-jährige Schmitz von der Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront geschickt. "Wir standen 40 Kilometer vor Moskau, als der Befehl zum Rückzug kam", erinnert er sich. Die Soldaten befinden sich im tiefsten russischen Winter. "Auf dem Rückmarsch sind mir beide Hände und Füße erfroren", erzählt Gustav Schmitz. Er hat Glück und schafft es in ein Lazarett. Die Hände können die Ärzte retten, die Füße müssen amputiert werden. In einem Lazarettzug entkommt er dem Krieg und fährt zurück in die Heimat. Weil sein Onkel in Trier wohnt, lässt er sich in der Moselstadt nieder. Fortbewegen muss er sich in einem "Selbstfahrer". Dieses Gerät ähnelt einem Rollstuhl, fährt jedoch auf drei Rädern und wird mit zwei Hebeln angetrieben. Eines Tages, es ist Frühling, trifft er sich mit Freunden im Café Weißhaus. Dort arbeitet die 21-jährige Veronika Triesch als Kellnerin. "Ich sah einen jungen, hübschen Mann mit blondgelocktem Haar. Die Sonne schien auf sein Gesicht und strahlte bis ans Büfett", sagt sie. Plötzlich will die Gesellschaft nach oben Kaffee trinken. Gustav Schmitz kann die Treppe nicht alleine bewältigen. Er klammert sich an den Rücken eines Freundes, dieser schleppt ihn die Stufen hoch. "Ich konnte das nicht mit ansehen", sagt Veronika Schmitz, "und habe um ihn geweint." Sie bittet den Gärtner des Café Weißhaus, ihm rote Rosen in den "Selbstfahrer" zu legen, der draußen vor dem Eingang steht. Der Gärtner leistet ganze Arbeit. "Ich war auf Rosen gebettet", erinnert sich Gustav Schmitz. 1945 heiratet das Liebespaar. Der Krieg ist vorbei, Trier liegt in Trümmern. Wie viele Menschen ihrer Generation wagen sie den Neuanfang. Nun feierten sie ihre Diamantene Hochzeit. Im Haus steht ein Strauß mit sechzig Rosen - eine für jedes Jahr.

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