Auf dem Jakosbweg ab in den Süden

Nicht nur eine Pilgerreise, sondern auch eine Reise zu sich selbst und zu Gott, auf der sie auch ihre eigenen Grenzen erfuhren, haben Jugendliche bei der zweiten Etappe der Diözesanjugendwallfahrt durch Südfrankreich erlebt.

 Mit Muschel und Rucksack: Die zweite Etappe führt die jugendlichen Pilger durch Südfrankreich. Foto: Bischöfliche Pressestelle

Mit Muschel und Rucksack: Die zweite Etappe führt die jugendlichen Pilger durch Südfrankreich. Foto: Bischöfliche Pressestelle

Lourdes/Trier. (red) "Es geht nicht mehr, ich bin total erledigt". Dirk sitzt neben einer kleinen Straße am Rand der Pyrenäen, an der entlang der "Chemin St. Jaques", der französische Jakobsweg verläuft und ringt in der Mittaghitze schwer nach Atem. Auch die geschundenen Füße wollen nicht mehr so recht.

Kurz vorher ist der 27-jährige Teilnehmer der Diözesanjugendwallfahrt des Bistums Trier noch in Rekordtempo einen steilen Hang hinauf gelaufen und hat die restliche Pilgergruppe abgehängt. Jetzt muss er auf ein Begleitfahrzeug warten und hat genügend Zeit zum Nachdenken. "Ich habe meine Grenzen falsch eingeschätzt", gibt Dirk zu und hadert mit seinem Übermut. Trotz des Ärgers über sein verfehltes Tagesziel ist das vorzeitige Etappenende für ihn eine "ganz wichtige Erfahrung". "Morgen gehe ich es langsamer an." Am nächsten Tag ist Dirk wieder unterwegs. Nicht mehr vorneweg, sondern irgendwo am Ende der Gruppe. Dafür kommt er abends gemeinsam mit allen anderen an und hält die noch bevorstehenden 100 Kilometer der diesjährigen Wallfahrts-Etappe durch.

Auch die meisten anderen der knapp 50 Pilger aus dem ganzen Bistum, die unter dem Motto "Ab in den Süden" vom 3. bis zum 11. Oktober auf den Spuren des heiligen Jakobus unterwegs nach Santiago de Compostela waren, haben mit den rund 20 Kilometern der Etappe von Asson nach Arudy, unweit des französischen Wallfahrtsortes Lourdes, körperlich zu kämpfen. "Ich habe mir schon meine erste Blase gelaufen", sagt Anna Schleicher. Und der größte Teil der insgesamt knapp 150 Kilometer nach St. Jean Pied de Port liegt noch vor der 20-Jährigen. Für sie aber kein Grund, zu jammern oder aufzugeben. Anna kennt das schon vom ersten Teil der Diözesanjugendwallfahrt, die im vergangenen Sommer von Trier nach Metz führte. "Man gewöhnt sich schnell an die körperliche Belastung." Auch die Unterkünfte sind ähnlich: Pilgerherbergen mit Gruppenunterkünften und einfachem Essen. Ganz anders als 2007 ist allerdings die Landschaft mit den schneebedeckten Bergen. "So krasse Berge hat man nicht bei uns. Der Blick spornt an", sagt Anna und schaut nach Süden auf die schneebedeckte Bergwelt des Val d' Ossau. Hinter diesen Bergen liegen Spanien und der berühmte Wallfahrtsort Santiago de Compostela. "Nächsten Sommer machen wir das letzte Stück der Wallfahrt nach Santiago." Natürlich will Anna auf der Zielgeraden mit dabei sein.

Doch es geht bei der Diözesanjugendwallfahrt nicht nur um sportliche Leistungen und eine grandiose Natur. "Die Wallfahrt bietet Raum, Gott zu begegnen und sich mit Gleichgesinnten über alles Mögliche auszutauschen", sagt Christian Heckmann vom Arbeitsbereich Jugendpastoral des Bistums Trier das Besondere der Jugendwallfahrt. "Das Erlebnis der Gemeinschaft, als glaubende junge Christen unterwegs zu sein mit anderen, die ähnlich denken und glauben, das ist eine besondere Erfahrung und ein großes Geschenk", betont auch der Trierer Weihbischof Dr. Stephan Ackermann, der die jungen Pilger auf ihrem Fußweg begleitet.

Und auch persönlich ist die Diözesanjugendwallfahrt für den Weihbischof "eine wirklich schöne Erfahrung". Einfach mitzugehen, mit den Jugendlichen zu sprechen, die Gottesdienste zu feiern und die Natur zu erleben, entschleunige das Leben. "Das unterbricht auf wohltuende Weise den Alltag von Schreibtisch und vielen Terminen."

Weitere Informationen zur Diözesanjugendwallfahrt im Internet unter www.pilgern-abindensueden.de.

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