Auf dem Trampelpfad zur Mosel

BIEWER. Nach den Plänen für den Bau der neuen Ortsumgehung wird der Biewerer Ortskern von der Mosel abgeschnitten (der TV berichtete). Eine Unterschriftenaktion, um doch noch einen Fußgängertunnel zu bewirken, konnte den Stadtrat nicht umstimmen.

Über die kleine Brücke, unter der der renaturierte Biewerbach plätschert, werden ab Ende 2006 auf der fertig gestellten Bundesstraße B 53 die Autos rollen. Dann wird aber der parallel zum Biewerbach zur Mosel führende historische "Leinpfad" nicht mehr existieren. Der Plan für die neue B 53 sieht vor, den Fußweg etwa 200 Meter weiter in Richtung Trier umzuleiten. "Ich gehe täglich auf diesem Weg an die Mosel. Ich treffe hier meine Bekannten und sitze gerne auf der Bank da unten. Wenn der Umweg kommt, schaffe ich den weiten Weg nicht mehr", klagt Katharina Pauly (77), die mit einer Krücke auf dem Weg zu ihrem täglichen Spaziergang an die Mosel ist. Auf 173 000 Euro beziffert der Landesbetrieb Straßen und Verkehr Rheinland-Pfalz (LSV) die zusätzlichen kalkulierten Kosten für eine diesen Fußweg ersetzende Unterführung. "Beim Planfeststellungsverfahren wurde dieser Wunsch jedoch nicht geäußert.Keine rechtliche Notwendigkeit mehr

Die rechtliche Notwendigkeit ist daher nicht gegeben, eine solche Fußgängerunterführung jetzt noch zu bauen", erklärt Hans-Michael Bartnick, Leiter des Projektbüros des LSV. "Nachträglich kann man nichts mehr fordern. Ich halte es fast für ausgeschlossen, dass das auf Bundesebene jetzt noch beeinflusst werden kann." Große Hoffnungen trotz des abgeschlossenen Verfahrens machte Baudezernent Peter Dietze den Bürgern in Biewer im Januar. "Auf der Ortsbeiratssitzung machte uns der Baudezernent die Hoffnung, dass wir nur genügend politischen Druck ausüben müssen und die Unterführung würde kommen", erinnert sich Birkel. Mit seinen bekanntermaßen guten Kontakten zu den richtigen Stellen in Berlin und Mainz war sich Birkel sicher, die Unterführung noch nachträglich durchsetzen zu können. Mit der schon vorhandenen Röhre des Biewerbachs sei sie kostengünstig zu bauen. Doch er sah plötzlich seinen Einfluss auf Null sinken, als er Anfang des Jahres verkündete, er trete nicht mehr als Ortsvorsteher an. Politischen Druck auszuüben, blieb so die Aufgabe der heutigen Ortsvorsteherin Sabine Berg (CDU). Im Mai startete die Ortsvorsteher-Kandidatin in Biewer eine an die Stadtverwaltung und den Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster weitergeleitete Unterschriftenaktion für einen zusätzlichen Fußgängerweg zur Mosel. Der Stadtrat zeigte sich von den Unterschriften der Biewerer jedoch unbeeindruckt und lehnte die Finanzierung eines Fußgängertunnels mit dem Verweis "Bundessache" ab. Berg betont, dass nicht ihre Unerfahrenheit zu dieser Entscheidung des Stadtrats geführt habe, sondern dass die Forderung nach einem Fußgängertunnel unter ihrem Vorgänger versäumt wurde. Auf ein "Signal" aus Berlin von Bernhard Kaster, der ihr versprochen habe, bei den zuständigen Stellen "nachzuhören", warte sie noch. Betrübt zeigt sich nun Dieter Birkel, der sich 15 Jahre lang als Ortsvorsteher mit Erfolg für den zuerst aussichtslos scheinenden Bau der Umgehungsstraße einsetzte, nun von der noch folgenlosen Bürgerpetition. "Aber ich bin froh, dass es eine Notlösung gibt. Alle, die gut zu Fuß sind, werden auf einem Trampelpfad unter der kleinen Brücke am Ufer des Biewerbachs zur Mosel gehen können."

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