"Auf dem Wasser halten alle zusammen"

TRIER. Seit 40 Jahren ist die ausgebaute Mosel für den Schiffverkehr geöffnet. Die Wasserschutzpolizei Trier kontrolliert die 80 Flusskilometer von Detzem bis an die französische Grenze und die 30 Saarkilometer bis an die innerdeutsche Ländergrenze. Der TV war einen Tag dabei.

Mit dem Fernglas sucht Jochen Kiesgen den Bug des Lastschiffes ab, das im Trierer Hafen von einem Greif-Bagger mit Schrott beladen wird. " Die Sabrina! Die steht auf unserer Fahndungsliste", ruft der Polizeiobermeister. Langsam lässt Dietmar Esch, Leiter der Wasserschutzpolizei, das Polizeiboot so nahe an den Lastkahn gleiten, dass Kiesgen an Deck springen kann. Die Vernehmung der Besatzung steht an - der Schiffsführer soll sich mit dem 2000-Tonnen-Kahn in der Trierer Schleuse in einem gefährlichen Manöver vorgedrängelt haben. "Und wenn so ein schweres Schiff mit einem anderen kollidiert, sind die Schäden beträchtlich", begründet Esch die strafrechtliche Verfolgung. Nach einer knappen Dreiviertelstunde sind die Polizisten mit ihren Vernehmungen fertig und die WSP 12, die Polizei-Yacht, setzt ihre Patrouille-Fahrt fort. "Eigentlich gleicht unsere Arbeit der unserer Kollegen bei LKW-Kontrollen", sagt Esch. Die Wasserpolizisten überprüfen Einsatzzeiten der Besatzung, Papiere, den technischen Zustand der Schiffe und deren Ausstattung mit Not-Utensilien wie Rettungsboot und Feuerlöscher. Einiges ist bei der Polizei-Arbeit auf dem Wasser aber auch anders, als auf der Straße: "Wir haben nur ganz selten mit Leuten zu tun, die Widerstand leisten", sagt Esch. "Wohl, weil auf dem Wasser irgendwie alle zusammen halten", fährt der 50-Jährige fort. "Schließlich wird die Straßen-Polizei auch nicht von Autofahrern gegrüßt." Wie zum Beweis winkt der Kapitän einer holländischen Yacht, die das Polizeiboot überholt, den Beamten freundlich zu. "Hier passiert es auch nicht, dass man einfach an einem in Not geratenen Fahrzeug vorbeifährt", sagt Esch und hebt die Hand zum Gruß. "Hier hilft jeder jedem." Polizeioberkommissar Seibel hat das Fernglas zur Hand genommen und lässt seinen Blick über das Ufer streifen. Durch ein Betonrohr fließt abgeleitetes Oberflächenwasser in die Mosel. "In Wellen hat ein Mann einmal Reste vom Ölwechsel in den Abfluss geschüttet, die haben wir dann auf der Mosel als dünnen Ölfilm wieder gefunden", sagt Seibel. Ungesühnt blieb die Tat nicht. "Mit Leitungsspülungen und labortechnischen Untersuchen haben wir den Weg des Öls zurückverfolgt", erzählt er. Auf das unsachgemäße Entsorgen von kontaminierenden Flüssigkeiten stehen bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Heute sind auf der Mosel nur dünne Algenteppiche zu sehen. Schwimmer trauen sich nicht in die Fluten. "Die Wasserqualität lässt Baden seit einigen Jahren durchaus zu", sagt Esch. Vor Jahren sei ein Notruf eingegangen. "Ein Schwimmer treibe hilflos in der Mosel", erzählt Dietmar Esch und nimmt durch ein Augenzwinkern der Geschichte den Schrecken vorweg: "Aber dann zogen wir nur eine aufblasbare Gummipuppe aus dem Wasser." Einen tatsächlichen Schwimmer retten, müssen die Beamten nur selten. Nur bei Mutproben oder unter Alkohol komme es zu tragischen Unfällen. "Bei seinem Sprung von der Römerbrücke ist vor einigen Jahren ein Mann an einem Kreislaufkollaps gestorben", erinnert sich Esch. Ein anderer wandelte zu früher Morgenstunde über das Geländer der Konrad-Adenauer-Brücke. "Seinen Absturz hat er Gott sei Dank überlebt", erzählt der Familienvater von den wenig schönen Momenten als Wasserschutzpolizist. Auch wenn man sich derer schwer besinnen kann, wenn die beiden 650-PS-Motoren die WSP 12 über das in der Sonne glitzernde Wasser treiben. Am Steg vor der Konrad-Adenauer-Brücke legt die Yacht an. Die nächste Schicht wartet schon auf ihren Einsatz.

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