Auf der Spur historischer Farben

Ein Kolossalbild von der Überführung der Reliquien des heiligen Paulinus von Phrygien nach Trier wird im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum restauriert. Dabei kommen unter Staub und alter Firnis spektakuläre Details zutage.

 Arbeit im Detail: Mit kleinem Messer und Tupfer legt Restaurator Hermann-Josef Laros die ursprüngliche Farbe des Werks von Louis Counet aus dem Jahr 1712 frei. Darüber haben sich im Laufe der Jahre vergilbte Firnis, Ruß und Staub abgelagert. TV-Foto: Christine Cüppers

Arbeit im Detail: Mit kleinem Messer und Tupfer legt Restaurator Hermann-Josef Laros die ursprüngliche Farbe des Werks von Louis Counet aus dem Jahr 1712 frei. Darüber haben sich im Laufe der Jahre vergilbte Firnis, Ruß und Staub abgelagert. TV-Foto: Christine Cüppers

Trier. Tupfer, Wattebausch und grüner Kittel — irgendwie hat das was von Krankenhaus-OP. Auch das Summen einer Absauganlage, die Fläschchen und Döschen passen irgendwie ins Bild. Aber ganz so steril ist der Arbeitsplatz von Hermann-Josef Laros (59) doch nicht. Der "Patient" des Restaurators im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum ist genau 2,49 mal 3,65 Meter groß und 396 Jahre alt. Die Übertragung der Reliquien des Heiligen Paulinus von Phrygien nach Trier zeigt das Kolossal-Gemälde von Louis Counet (1700 bis 1721 in Trier tätig) aus dem Jahre 1712. Zusammen mit seiner Ehefrau Petronilla Hardy schenkte der Maler das Bild von dem Festzug in den "Iden des Mai des Jahres 396" an die damalige Walburgis-Kirche, die südlich der heutigen Paulin-Kirche stand. In der Basilika St. Paulin hing die Darstellung zusammen mit vier weiteren Werken des Künstlers aus Lüttich bis zur Renovierung der Kirche im Jahre 1986.Neuer Glanz für ein altes Kunstwerk

Für die Ausstellung "Paulinus von Trier — zwischen Gewissen und Staatsräson" vom 18. Mai bis 7. September wird das Gemälde aus dem Museumsarchiv nun genau "unter die Lupe genommen", restauriert, dokumentiert und schließlich in neuem Glanz der Öffentlichkeit präsentiert.Für seine Arbeit hat Hermann-Josef Laros ungewöhnlich wenig Zeit. Seit Mitte Februar dokumentiert der Restaurator — seit 25 Jahren in Diensten des Bischöflichen Museums — den Gesamtzustand des Bildes, sondiert die diversen Farbschichten und reinigt die Oberfläche. Dabei tritt Spektakuläres zutage: Unter einer schmutzig-braunen Schicht schlummern leuchtende Farben und seit langem unsichtbare Details.Nachdem Laros den Rand des Bildes gereinigt hat, ist jetzt Detailarbeit angesagt. Immens ist sowohl der handwerkliche als auch der technische Aufwand zur Freilegung des Bildursprungs. Ein Stereomikroskop, ursprünglich in der HNO-Chirurgie verwendet, vergrößert über einen Monitor das Gemälde im Detail auf das 80-Fache. Nach der Dokumentation des derzeitigen Bildzustandes macht sich Laros an die "Bildbearbeitung". Mit Hilfe verschiedener Lösungsmittel befreit er das Gemälde von dem flächendeckenden Braun. Jetzt erst werden feine Einzelheiten wie Faltenwürfe der Kleidung oder die Architekturen am Reliquienschrein sowie Details in Wappen und Inschriften sichtbar."Es war zwar klar, dass die Firnis vergilbt ist und bei der Bearbeitung andere Farben hervortreten", erklärt der Restaurator. Dennoch ist auch er beeindruckt von der Klarheit und Feinheit der Zeichnungen, die unter seinem Wattebausch auftauchen. In den nächsten Arbeitsgängen wird es darum gehen, die restlichen Flächen zu reinigen, gefährdete Stellen zu stabilisieren, wo nötig zu retuschieren und schließlich eine festigende, Transparenz und Tiefenwirkung steigernde Firnis aufzutragen. Den Ausstellungsbesuchern wird das Gemälde dann in frischen Farben und leuchtenden Details von der Übergabe der Paulin-Reliquien vor der Stadtmauer Trier an Bischof Felix erzählen.

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