Auf der Suche nach Chancen

TRIER. In einem "Stadtgespräch" wollte die Trierer SPD Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit suchen und mit Betroffenen ins Gespräch kommen. Kein leichtes Unterfangen, wie sich bei der Veranstaltung in der "Produktion" am Stockplatz herausstellte.

Der Name des Schauplatzes lädt zu Wortspielen ein. Aber die zwei Handvoll Jugendliche, die an diesem Abend in die "Produktion" gekommen sind, haben keinen Sinn für Späße. Sie sitzen in den ersten Reihen, um sie herum doppelt so viele Berater, Lehrer, Fachleute, Politiker. Aber ob die Erwachsenen auch die dringend gesuchten Jobs oder Ausbildungsplätze im Gepäck haben? Man wolle "mit euch reden", sagt die SPD-Vorsitzende Malu Dreyer ("Im normalen Leben bin ich Ministerin"), sichtbar bemüht, die Distanz zu überbrücken. Aber ein "Gespräch mit Betroffenen" kann kaum zustande kommen, wenn die Betroffenen, allen Bemühungen von Moderator Reinhold Spitzley zum Trotz, schweigen. So reden, mangels Alternativen, diejenigen, die das Reden auch sonst gewohnt sind. Fünf Experten auf der Bühne analysieren die Hilfsangebote, die in der Region Trier bei der Job- und Lehrstellensuche gemacht werden. Fein säuberlich getrennt sitzen sie auf der Bühne, links die zwei Ökonomen von den Kammern im feinen Zwirn, rechts die drei Sozialarbeiter von den Projekten und Verbundstellen in Jeans - in der Mitte zwei leere Stühle.Kooperation in Trier vorbildlich

Doch der Eindruck trügt. Man zieht an einem Strang in Sachen Jugendarbeitslosigkeit, vielleicht von verschiedenen Positionen aus, aber doch in die gleiche Richtung. Projekte wie das gemeinsam betriebene Trierer Lehrstellennetzwerk seien vorbildlich, sagen alle. Jugendliche an der Hand nehmen, sie behutsam in die Arbeitswelt integrieren, für jeden Einzelfall Konzepte entwickeln: Nur so geht es, betonen die Experten. Aber dafür braucht man möglichst hohe Betreuungs-Qualität und möglichst wenig Bürokratie. In der Praxis ist die Tendenz umgekehrt: Weil die Arbeitsagentur, angefeuert von der Politik, auf eisernes Sparen setzt, steht immer weniger Geld für nachhaltige Integrationsarbeit zur Verfügung. Und wenn es Mittel gibt, dann häufig mit einem Wust bürokratischer Kontrollen. Trotzdem sei in Trier das Hilfs-Angebot vielfältig, heißt es auf dem Podium. Wenn es denn angenommen wird. Immer öfter müsste man Jugendlichen erst die "Schlüsselqualifikationen" nahe bringen, sagt der IHK-Vertreter. Er meint damit, dass man auch morgens aufstehen muss, wenn man eine Stelle hat. Und dass man nicht "Arschloch" zu seinem Chef sagt, wenn man sie behalten will. Ob vor diesem Hintergrund die Hilfe nicht viel zu spät ansetze und man eher im Kindergarten anfangen müsse, fragt ein Lehrer. Kaum einer widerspricht. Aber wie es gehen soll, kann auch keiner sagen. Am Ende bittet die Ministerin die Jugendlichen noch einmal zu sich, bespricht jeden einzelnen Fall. Prinzip Hoffnung. Aber allemal besser als nichts.

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