Auf der Suche nach Sozialpaten

Die Matthias-Grundschule weitet ihr Betreuungsangebot am Nachmittag aus. Ein echter Ganztagsbetrieb wäre Kollegium und Elternschaft lieber gewesen, wurde von der Stadt allerdings abgelehnt. Pech für die Kinder: Nicht alle Familien können den Elternbeitrag für die Betreuung aufbringen. Beim Ganztagsbetrieb hätten sozial schwache Familien Anspruch auf Zuschüsse gehabt.

 Ist auf der Suche nach „Sozialpaten“: Schulleiterin Christina Steinmetz im „Museums-Klassenzimmer“ der Matthias-Grundschule. TV-Foto: Christiane Wolff

Ist auf der Suche nach „Sozialpaten“: Schulleiterin Christina Steinmetz im „Museums-Klassenzimmer“ der Matthias-Grundschule. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier-Süd. In der Matthias- Grundschule in der Kentenichstraße wird in der letzten Ferienwoche geschuftet: Die beiden künftigen dritten Klassen ziehen um in den zweiten Stock, im neuen Computerraum müssen noch Tische und Stühle gerückt werden. Auch ein Ruheraum wird eingerichtet, Raumteiler und Sitzkissen sollen für Gemütlichkeit und Entspannung sorgen.

Denn 50 der 140 Schüler werden nach den Sommerferien täglich bis 16 Uhr betreut. Bisher konnten die Kinder bis 14 Uhr bleiben. "Aber das hat die Nachfrage nicht gedeckt", erklärt Schulleiterin Christina Steinmetz. Mehr als 80 Familien hatten Bedarf an einem Ganztagsschulbetrieb gemeldet.

Die Schule hatte den entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt. "Das Schulamt hat allerdings abgelehnt", sagt Steinmetz. Bevor eine weitere Ganztagsgrundschule eingerichtet werde, müsse man die Ergebnisse des Schulentwicklungskonzepts abwarten, begründete das Schulamt. Das Schulentwicklungskonzept - das die Schließung von vier der 23 Trie-rer Grundschulen in Betracht zieht, darunter auch die Matthias-Grundschule - liegt mittlerweile zwar vor, entschieden ist jedoch noch nichts (der TV berichtete mehrfach).

Doch statt darauf zu warten, wie die Entscheidung der Schulbehörde ausfällt, haben Kollegium, Eltern, Sponsoren und der Förderverein der Matthias-Grundschule die Sache in die Hand genommen: Ein Konzept für eine erweiterte Betreuung bis 16 Uhr wurde entwickelt. Vorgesehen sind ein wöchentlicher "Waldtag" in Kooperation mit dem Forstamt. Zusammen mit dem offenen Kanal wird es ein Medienprojekt geben, bei dem ein kleiner Film über den Stadtteil entstehen soll. Eine freiberufliche Pädagogin leitet das "Eine-Welt-Projekt": Unter anderem soll es in einer "Schokoladenwerkstatt" um fairen Handel gehen.

Träger des Betreuungsangebots ist der Förderverein der Schule. Private Sponsoren haben unter anderem die Einrichtung des Ruheraums und Zuschüsse zu den Projekttagen übernommen. 13 200 Euro schießen Schul- und Jugendamt für das Schuljahr 2008/09 zu. 5500 Euro kommen zusätzlich vom Land. Um drei Honorarkräfte mit je zehn Wochenstunden und die halbe Stelle der Pädagogin zu finanzieren, fehlen allerdings noch 23 000 Euro. Anders als bei einer "echten" Ganztagsschule muss diese Summe von den Eltern getragen werden. Dazu kommen die Kosten fürs Mittagessen, die bei einer Ganztagsschule ebenfalls bezuschusst werden. "Bei uns müssen die Eltern 81 Euro pro Kind und Monat zahlen", bedauert Steinmetz. "Das können sich viele leider nicht leisten."

Statt der 83 Kinder, die zum Ganztagsschulbetrieb gemeldet waren, nehmen am Betreuungsangebot nur 50 Schüler teil. "Ausgerechnet die Kinder, für die eine Betreuung wichtig wäre, sind nicht angemeldet", sagt Steinmetz. Deswegen wollen Schule und Förderverein mit Hilfe von "Sozialpaten" ärmeren Kindern die Teilnahme an der Nachmittagsbetreuung ermöglichen. "Wir suchen Bürger, die ganz konkret helfen wollen - und für einen Schüler einen Teil oder den gesamten Elternbeitrag übernehmen", erklärt Steinmetz. Auch der Erlös des Benefiz-Laufs, den die Schule im September veranstaltet, fließt in die Betreuung. "Voriges Jahr haben wir das Geld noch nach Ruanda gespendet, jetzt brauchen wir es selbst", sagt Steinmetz.

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