Auf nach Utopia

Trier. ( jau) "Mehr Demokratie wagen", forderte einstmals Willy Brandt. In dem von der Bund-/Länderkommission initiierten Projekt "Lernen und Leben" soll dieses Motto auf die Gestaltung des Schullebens bezogen werden. Als einzige weiterführende Schule Triers nimmt das Hindenburg Gymnasium daran teil.

"Zusammen fliegen wir dorthin, der Unterricht wird zum Lokal-Termin." Ja, Johnny Trotz, du und deine Klassenkameraden, fliegen im "Fliegenden Klassenzimmer" weit weg - nach Afrika, Asien, Amerika. Aber, mein lieber Johnny, ihr fliegt nicht so weit wie die Klassen 6d und 9c des Hindenburg Gymnasiums Trier. Die verlassen ihre normale Schul-Situation nämlich nicht in Richtung irgendwelcher schönen Länder, sondern für sie geht's in die Zukunft. Auf nach "Utopia", auf ins Jahr 3002 oder wohin auch immer - jedenfalls dorthin, wo Schule so abläuft, wie es sich die Pennäler wünschen.Vieles haben sich die rund 60 an den Demokratie-Projekttagen teilnehmenden Schüler ausgedacht; viel Kreativität bewiesen. Oftmals überspitzt und provozierend - so wird zum Beispiel ein ungerecht bewertender Lehrer in einen Affen verwandelt und in den Zoo gesteckt. So war es auch gefordert. Denn das Konzept dieser Projekttage sieht drei verschiedene Schritte vor: Kritik-, Fantasie- und Verwirklichungsphase. Und in der Fantasiephase sollten den Ideen der Schüler keine Grenzen gesetzt werden, erläutert Wolfgang Brinschwitz, koordinierender Lehrer: "Anschließend müssen wir in der Verwirklichungsphase sehen, was umgesetzt werden kann. Aber dies dauert nicht nur einen Nachmittag, sondern ein halbes Jahr."Die Demokratie-Projekttage sind also keine Anregung für ein witziges Schauspiel, sondern tatsächlich Grundlage für Umgestaltungsmöglichkeiten im Schul-Alltag. Und nicht nur dafür, sondern auch für das Leben außerhalb. "Demokratie lebt vom Mitmachen", unterstreicht Brinschwitz. "Wir wollen die Schüler in die Verantwortung nehmen, sie sollen lernen, damit umzugehen."Es passt ins Gesamtbild des Gymnasiums, dass solche Projekte in der Schulleitung und in der Lehrerkonferenz auf offene Ohren stoßen. Zum einen läuft am HGT ein Mediationsprojekt; zum anderen findet seit Schuljahres-Beginn eine "Demokratie-AG" statt. "Wir wollen nicht den schulischen Unterricht - im herkömmlichen Sinn - demokratisieren, sondern es erfolgt ein Ausloten von Möglichkeiten und Grenzen", erklärt Direktor Bernhard Bremm. Die zwei bislang teilnehmenden Klassen werden dabei keine Einzelfälle bleiben, schon ab dem kommenden Schuljahr sollen weitere folgen.

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