Auf neuen Pfaden zum alten Spielzeug

TRIER. Aller Neu-Anfang ist gar nicht so leicht. Trotz gesteigerter Besucherzahlen hat sich das Spielzeugmuseum schwer getan im ersten Jahr in der Steipe. Bis spätestens Ostern soll ein weiterer Zugang von der Jakobstraße her gebaut werden.

Hauptmarkt 14. Eine Top-Adresse, für das Spielzeugmuseum aber mit Tücken verbunden. Denn der Zugang zu den Vitrinen mit der einzigartigen Spielzeugsammlung führt durch das Café-Restaurant Zur Steipe, dem das Museum angegliedert ist. Die Betreiber Raab & Kreusch sind mit dieser Situation nicht mehr sonderlich glücklich. "Ich beobachte oft, dass von draußen Leute durchs Fenster hineinschauen, nichts entdecken, was sie mit Spielzeugmuseum verbinden, und dann weitergehen", berichtet Simone Raab. Die Museumsräume befinden sich im zweiten und dritten Obergeschoss. Dass sich Besucher den Weg zu Treppenhaus und Aufzug durch das schicke Café bahnen müssen, fanden die Raabs und Kreuschs zunächst gar nicht einmal ganz so schlecht. Doch spätestens seit Advent 2004 sehen sie das anders: Im besucherstärksten Monat Dezember beeinträchtigte der "Durchgangsverkehr" die Gastro-Idylle ein ums andere Mal. Im kommenden Advent soll das nicht mehr passieren. Unternehmer Günther Reh (77), der die traditionsreiche Steipe nach jahrelangem Leerstand in Erbpacht übernommen hat, kündigt den Bau eines zweiten Eingangs an.Ex-Vereins-Aktivisten bleiben bei der Stange

Entstehen soll er im Hinterhof der Steipe, der über ein Tor zwischen den Häusern Jakobstraße 3 und 4 zu erreichen ist. Die Nebentür ermöglicht dann auch Rollstuhlfahrern den barrierefreien Zugang zu Café-Restaurant und Aufzug. Dem Vorhaben, die Stufen zum Steipen-Haupteingang per Rampe zu überwinden, hat die Denkmapflege ebenso wenig zugestimmt wie einer üppigeren Außenwerbung für das Museum. Rund 2,1 Millionen Euro hatte Reh für Um- und Ausbau der vor zwei Jahren wiedereröffneten Steipe locker gemacht. Für den Ausbau des Hinterhofs und den neuen Zugang werden weitere 120 000 Euro fällig. Zusätzlicher Vorteil: Der 130- Quadratmeter-Hof lässt sich künftig als Außenterrasse nutzen. In Rehs Konzept, der Steipe neues Leben einzuhauchen, spielte stets das Spielzeugmuseum eine zentrale Rolle. Die vom Vorbesitzer Rolf Scheurich bereits zur Versteigerung freigegebene Sammlung rettete er 1999 per Komplett-Ankauf für Trier. Durch den Umzug vom alten Standort in der Nagelstraße an den Hauptmarkt sollten die 5000 Exponate besser zur Geltung kommen und mehr Publikum anziehen. Doch der ganz große Run blieb bislang aus. Im letzten Nagelstraßen-Jahr 2002 kamen 14 261 Besucher. 2004, im ersten kompletten Jahr in Steipe (seit Oktober 2003 Museums-Domizil), wurden 16 428 Tickets verkauft. Das Betriebsergebnis sähe laut Reh "weitaus besser aus, wenn die Stadt sich an ihre Zusagen halten und jährlich ein Kartenkontingent übernehmen würde". Aus seiner Verärgerung macht er kein Hehl: "Ich wollte etwas Gutes für Trier tun und bleibe nun auf zu hohen Kosten sitzen." Gerd Kintzinger, Vorsitzender des Ex-Museumsvereins, blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Auch nach Auflösung des Vereins (der nach Umzug und Übernahme des Museums durch die Café-Betreiber seine Mission erfüllt hat) "bleibt unsere ideelle Unterstützung für die bedeutsame kulturelle Einrichtung bestehen". Kintzinger und andere Aktivisten sind derzeit dabei, Vorträge zu organisieren: "Zum Beispiel über Zinnfiguren, Römisches Spielzeug, Spur-0-Blecheisenbahnen und die Barbie-Puppe. Und mit dem zweiten Eingang kommt auch mehr Publikum." Zu Beginn der Tourismus-Saison um Ostern soll es soweit sein.

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