Auf und davon

TRIER. Es gibt Sprichwörter, die passen wie die Faust aufs Auge. So wie bei Norbert Görgen. Ob als Handballspieler, Hammerwerfer oder Läufer: Der 75-Jährige ist zeitlebens fit wie ein Turnschuh gewesen. In Turnschuhen läuft er auch weiterhin herum.

 Von wegen Altersmüdigkeit: Norbert Görgen lief bereits 1952 allen davon. Die Auszeichnungen und Erinnerungsfotos des 75-Jährigen füllen mittlerweile mehrere Ordner. Foto: Miguel Castro

Von wegen Altersmüdigkeit: Norbert Görgen lief bereits 1952 allen davon. Die Auszeichnungen und Erinnerungsfotos des 75-Jährigen füllen mittlerweile mehrere Ordner. Foto: Miguel Castro

Vom Hammerwerfen war die Rede in der Kurzmeldung der Landesmeisterschaften im Trierer Moselstadion. Und dass unter all den Teilnehmern jemand namens Norbert Görgen in der Kategorie M75 den ersten Platz belegt hatte: 21,54 Meter Weitwurf. Beim Hammerwurf wird eine Kugel an einem Draht befestigt. Der Werfer schwingt sie mehrmals um sich, ehe er sie wegschleudert. Görgen, an jenem Tag Kampfrichter, warf die vier Kilo schwere Kugel quasi aus Spaß. "Ein anderer Teilnehmer der Kategorie hatte etwa 19 Meter erreicht. Da dachte ich, das kannst du auch." Selbst im hohen Alter treibt Norbert Görgen Sport. Er ist 75 Jahre alt. Schlaksig wirkt er; der Jubilar trägt Turnschuhe. Mehrere Aktenordner sind nötig, um alle Preisurkunden zu archivieren. In einem Album voller Schwarz-Weiß-Fotos reckt ein gut aussehender junger Mann, selbstbewusstes Grinsen auf dem Gesicht, die Arme beim Zieleinlauf hoch. Es sind Dokumente, die aufzeigen: Von seinem Lieblingsthema, Sport, ist Görgen kaum abzulenken. Ehefrau Waltraud nimmt das mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. "Mir war damals nicht bewusst, dass er so sportbegeistert war", kommentiert sie alte Familienfotos. Das Paar hat einen Sohn und drei Enkel. Der Jubilar blättert derweil in den Ordnern, zeigt hier eine Urkunde der "Kylltal-Kampfspiele", dort eine von den "Rheinland-Meisterschaften". Im Nebenzimmer steht eine Palette unterschiedlicher Pokale. Görgen hat im Tor gestanden, Kugeln, Diskusse und Hämmer weit von sich geschleudert. Er ist 1000-Meter-Strecken abgelaufen, hoch- und weitgesprungen. Der Multisportler muss zunächst überlegen, was er nicht gemacht hat: "Kein Golf. Und kein Tennis." Die Namen von Trainern, Olympiasiegern und regionalen Meistern rauschen vorbei, ob nun Ernst Klemment oder Karl-Heinz Riehm: Bei den Erzählungen des vitalen Rentners wird ein Stück regionaler Sportgeschichte lebendig.Jeden Morgen zum Training

Gelaufen ist der gebürtige Trierer, wenngleich unfreiwillig, schon zu Kriegszeiten. Als "Polizeimelder", 14 Jahre alt, musste er die Feindbewegungen am Himmel dokumentieren. Nach dem Krieg absolvierte Görgen eine Lehre als Groß- und Einzelhandelskaufmann, war bis zur Pensionierung bei Laeis Sanitär tätig. Dort neckte ihn ein Arbeitskollege, er solle doch bei den Leichtathletik-Kreismeisterschaften im Juni 1951 mitmachen. Görgen zieht ein vergilbtes Dokument hervor: Vierter Platz im 200-Meter-Lauf in 25,4 Sekunden. "Wir sind auf einer Aschebahn gelaufen und mussten unsere Startlöcher selbst ausschaufeln." Aktiv ist der Jubilar noch immer. Im Handball-Team II des PST Trier ist der Jubilar tatkräftig dabei, man spielt in der Bezirksliga. Jeden Mittwoch geht es zum Training, dazu gehört auch ein Lauf. Görgen: "Etwas muss man ja machen." Selbst mit 75 im "Ruhestand".

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