Auf zum Kreuzchen-Marathon

TRIER. Genau 78 122 Triererinnen und Trierer haben am Sonntag die Wahl, wer in den kommenden fünf Jahren Stadt- und Stadtteilpolitik macht. Neben 52 Stadtratsmitgliedern sind 19 Ortsbeiräte und 19 Ortsvorsteher zu wählen. Bei der Kommunalwahl 1999 lag die Wahlbeteiligung bei 49,3 Prozent - so niedrig wie noch nie.

Auf zum Kreuzchen-Marathon. Gleich vier Wahlzettel warten am Sonntag auf jeden der gut 78 000 Wahlberechtigten in Trier. Neben der Wahl zum Europaparlament geht es um die Stadt- und Stadtteil-Politik. Der Wahlzettel zum Stadtrat hat Miniposter-Format. Insgesamt 236 Frauen und Männer bewerben sich für die insgesamt 52 Sitze im Trierer Stadtrat. Etwas übersichtlicher gestalten sich in den 19 Stadtteilen die jeweils unterschiedlichen Ortsbeiräte-Stimmzettel. Die weisen zwischen 14 (Kernscheid) und 46 (Kürenz) Kandidaten-Namen auf. Zu besetzen sind Stadtteil-Gremien mit - je nach Größe des Ortsbezirks - neun und 15 Sitzen. Gesamtzahl aller Trierer Ortsbeirats-Kandidaten: 595.Weitaus mehr als der "Gratulations-Onkel"

Zum zweiten Mal seit 1999 küren die Wähler auch die Ortsvorsteher der 19 Stadtteile. Hier ist die Ausgangssituation ebenfalls höchst unterschiedlich. In Filsch, Irsch, Kernscheid und Mariahof gibt es jeweils nur eine einzige Kandidatur; in Trier-Nord, Euren und Tarforst streben vier Frauen und Männer nach dem Ortschef-Posten. Dort wie auch in den fünf Stadtteilen mit einem Bewerber-Trio (Mitte-Gartenfeld, Süd, Pfalzel, West-Pallien und Kürenz) könnte es zur Stichwahl kommen - dann nämlich, wenn am 13. Juni keiner der Bewerber eine Stimmen-Mehrheit erreicht. Termin für einen zweiten Urnengang mit den jeweils beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen wäre Sonntag, der 27. Juni. Gründe, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, gibt es reichlich. Deshalb rätseln Beobachter noch immer über die erschreckend niedrige Kommunalwahl-Beteiligung am 13. Juni 1999, die mit 49,3 Prozent einen historischen Trierer Tiefstand erreichte. Bei der Stichwahl zwei Wochen später kam es damals noch ärger: Im Stimmbezirk Nells Ländchen 2 ließen sich nur 45 der 589 Wahlberechtigten zum zweiten Ortsvorsteher-Wahlgang animieren. Beteiligung in Prozent: 8,1. Der geringe Wähler-Zuspruch steht heute mehr denn je im krassen Gegensatz zu den Rechten und Befugnissen, die insbesondere die Stadtteil-Vertreter haben. Seit 2001 steht jedem Ortsbeiräte ein Budget zur Verfügung. Die 19 Ortsbezirke teilen sich jährlich insgesamt 513 000 Euro. Je höher die Einwohnerzahl, dessen größer das Stück vom Kuchen. Wofür sie das Geld ausgeben, bestimmen die Ortsbeiräte selbst, und wie sich die Ortsbeiräte zusammensetzen, darüber bestimmen die Wählerinnen und Wähler. Auch die Ortsvorsteher, die vor 1999 die Ortsbeiräte aus ihrer Mitte wählten, kürt inzwischen das Wählervolk. Deshalb sind aus den einstigen Stadtteil-Fürsten, die der Oma zum 90. Geburtstag ein Weinpräsent überreichen oder die bei der Diamantenen Hochzeit gemeinsam mit dem Jubelpaar aufs Pressefoto wollen, echte Stadtteil-Repräsentanten und Ansprechpartner geworden. Die Ortsvorsteherinnen und -vorsteher leisten gegenüber den Rathaus-Bediensteten einen ehrenamtlichen Job mit einer (zu versteuernden) Aufwandsentschädigung von - je nach Stadtteil-Einwohnerzahl - 121 und 333 Euro monatlich, haben den Verwaltungs-Profis aber eines voraus und mit dem Stadtoberhaupt und dem Stadtrat eines gemeinsam: Sie sind vom Volk gewählt. Am Sonntag haben die Triererinnen und Trierer die Wahl.

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