Aufregung nach Amok-Androhung

Mit einem gewaltverherrlichenden Eintrag ins Internet hat ein 16-jähriger Schüler der Realschule Daun für ein nächtliches Krisentreffen bei der Polizei in Daun sowie Aufregung in der Schule gesorgt. Danach stand für alle Beteiligten fest: Eine reale Gefahr bestand nicht. Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien verlief ungestört.

Daun. Zu einem außergewöhnlichen Treffen kam es in der Nacht auf Freitag in der Polizeiinspektion in Daun: Neben einigen Polizisten kamen ein 16-jähriger Schüler der Realschule Daun, seine Eltern, die Klassenlehrerin sowie der Schulleiter zusammen.

Grund: Der Junge hatte kurz zuvor den gewaltverherrlichenden Liedtext eines Rappers umgeschrieben, indem er Namen von Mitschülern dort eingesetzt hatte, und ihn im Internetportal "Wer kennt wen" veröffentlicht. Bei dem Text ging es auch um Gewaltexzesse an einer Schule.

Die Realschule Daun wurde zwar nicht genannt, "dennoch konnte man den Text so interpretieren, dass man Andeutungen auf einen Amoklauf herauslesen konnte", sagte Dauns Polizeichef Heinz-Peter Thiel.

Umgehend die Polizei informiert



Einer der im Text genannten Mitschüler zeigte seinen Eltern besagten Internet-Eintrag, woraufhin diese umgehend die Polizei informierten.

Thiel: "Auch wenn letztlich keine reale Gefahr bestand, sind sowohl die Mitschüler als auch die Eltern den absolut richtigen Weg gegangen. Wir sind dankbar für solche Hinweise."

Noch in der Nacht auf Freitag (dem letzten Schultag vor den Weihnachtsferien) kam es zum Krisentreffen bei der Polizei. Nach dem rund dreistündigen Gespräch (von 23 Uhr bis 2 Uhr) "waren wir überzeugt, dass kein reales Gefährdungspotenzial besteht", berichtete Thiel. Der Jugendliche sei bislang "nie aufgefallen" und werde auch aktuell "nicht als gewalttätig" eingeschätzt. Laut Polizei hat er eher in der Überzeugung gehandelt, "etwas ganz Cooles" gemacht zu haben. Dass dem nicht so war, sei ihm erstens deutlich gemacht worden, zweitens will die Polizei nun prüfen, ob der Schüler beziehungsweise dessen Eltern für die Kosten des Polizeieinsatzes herangezogen werden können.

Am letzten Schultag haben Jugendsachbearbeiter der Polizei gemeinsam mit der Klassenlehrerin den Vorfall diskutiert und die Folgen aufgezeigt, die solches Verhalten nach sich ziehen kann.

Um weiteren Wirbel zu vermeiden, blieb der 16-Jährige auf Anraten der Polizei am letzten Schultag zu Hause. Polizeichef Thiel: "Früher haben sich die Kinder Zettelchen mit persönlichen Beleidigungen zugesteckt, heute sind es eben Androhungen solcher Art im Internet." Dennoch werde diesen nachgegangen. Zudem sei nach den realen Amokläufen an deutschen Schulen ein Krisenmanagement im Kreis zwischen den Schulleitungen, der Polizei und weiteren Diensten aufgebaut worden. Thiel: "Da weiß jeder, was zu tun ist." Die Schulleitung war gestern nicht zu erreichen.

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