Aufruhr im Seniorenheim

Trier · Mit einer neuen Komödie hat das Satiricon-Theater in der Tufa Trier Premiere gefeiert. "Operation Abendsonne" von Anke Vogt erzählt, wie sich die Bewohner einer Seniorenresidenz gegen einen schmierigen Anlagebetrüger zur Wehr setzen. 100 Zuschauer hatten vor allem Spaß an den skurrilen Charakteren.

 Die zwei russischen Perlen Olga und Roxana sorgen mit viel Kreativität für die Bewohner der Residenz Abendsonne. Szene mit Gudrun Göbel und Katja Büdinger. TV-Foto: Anke Emmerling

Die zwei russischen Perlen Olga und Roxana sorgen mit viel Kreativität für die Bewohner der Residenz Abendsonne. Szene mit Gudrun Göbel und Katja Büdinger. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Ein illustres Völkchen tummelt sich in der Seniorenresidenz Abendsonne. Da sind die Althippiedame Penny Laine (Sandra Karl), die beim Joint der Fantasie entsprungenen Erinnerungen an Woodstock fröhnt und ein dementer Herr (Helmut Rach), der sich für Karl Marx hält. Da ist Ex-Lehrerin Hedwig Hanke (Stephanie Erne), die nur noch Wilhelm Busch liest, seit ihr Heimleiterin Fink (Kerstin Kirch) das Cellospiel verboten hat. Sie umwirbt Günther Lampe (Martin Gesthuisen), Ex-Wäsche-Vertreter mit Hang zu gedichteten Werbesprüchen.
Zweifelhafte Zuwendung


Alle in Schach hält der zackige Oberfeldwebel a.D. Siegfried Löwenherz (Elmar Köcher), der beim Nachspielen von Feldzügen schon mal ein Rosenbeet sprengt. Gegen ihren Willen in die Residenz abgeschoben, sind sie dort zweifelhafter Zuwendung ausgesetzt.
Medikamentös manipuliert müssen sie Restesuppe mit Styroporkügelchen als Speckersatz essen. Schließlich erleichtert sie noch der schmierige Banker Frank Lehmann (Bernhard Düpon), Liebhaber von Heimleiterin Fink, mit windigen Anlageplänen um ihr Erspartes. Pennys Enkelin Joan (Monika Nospak) und Zivi Guido (Oliver Jax) erfahren davon und bewegen die Geprellten zu einem Gegenschlag. Mit neuer Vitalität treten die Senioren zur "Operation Abendsonne" an. Die führt, wenn auch anders als erwartet, zu Happy End und neuer Heimleitung (Stefan Liebsch). Die um die ernste Frage nach dem Umgang mit älteren Menschen herum geschriebene Komödie nimmt sich viel Zeit, um die Figuren über Dialoge einzuführen. Sie wirkt daher anfangs gelegentlich zäh. Die Regie von Sandra Karl sorgt aber bald mit witzigen Einfällen wie einer Gymnastik-Choreografie für Auflockerung. Außerdem bieten Wortwitz und schöne satirische Charakterzeichnungen Anlass zum Lachen. Ein Clou sind die kurzen Auftritte von Gudrun Göbel und Katja Büdinger als russische Perlen Olga und Roxana, die mit viel Kreativität Sparmenüs zaubern oder sich zum Kalinka-Tanz lachend und weinend in die Arme fallen. In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung Fahrt auf, dann entstehen köstliche Momente von Situationskomik bis Slapstick. Die Figuren sind bis in die Nebenrollen sehr passend besetzt. Allen Darstellern ist große Freude am Spiel deutlich anzumerken. Das verleiht der Aufführung ebenso Charme wie die stimmige und liebevolle Ausstattung durch Bühnenbild (Martin Gesthuisen) und Kostüme.
Wenn auch nicht besonders tiefschürfend und wendungsreich, ein unterhaltsamer Spaß ist "Operation Abendsonne" auf jeden Fall.
Weitere Termine: Freitag, 1., Samstag, 2., Freitag, 8., Samstag, 9. November, je 20 Uhr, Sonntag, 3. und Sonntag, 17. November, je 17 Uhr im kleinen Saal der Tufa Trier. Reservierungen unter: sandra.karl@freenet.de

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