Aufs Maul geschaut und aufgeschrieben

TRIER. Ohne ihn gäbe es keinen Verein Trierisch, keine Leiendecker-Bloas und kein Trierer Platt. Philipp Laven (1805 bis 1859) war der Erste, der die heimische Mundart schriftlich festhielt und sie damit rettete. Geboren wurde der Begründer der Trierer Mundart-Literatur vor genau 200 Jahren.

Heute ist es wieder selbstverständlich, auf Trierer Platt zu "schwaduddeln" und "schwätzen". Die reichhaltige Palette an Mundart-Literatur erfuhr kürzlich mit Helmut Leiendeckers Lexikon "Platt? Wat is dann dat?" (Verlag H&S Virtuelle Welten; erhältlich im TV- Pressecenter) eine nützliche Ergänzung. Dank der dazu gehörenden CD können sich selbst Zugereiste mit den Eigentümlichkeiten des trierischen Idioms vertraut machen und heimlich üben. Platt ist in - und das nicht nur zur Karnevalszeit. Die Moseltal-Mundart lebt. Doch dazu bedurfte es eines Geburtshelfers oder besser gesagt: eines Retters, der sie vor dem Aussterben bewahrte. Und der heißt Philipp Laven, waschechter Trierer aus der Neustraße, geboren heute vor genau 200 Jahren in der Franzosenzeit. Als er an der Uni Bonn Philologie und Geschichte studierte, standen die linksrheinischen deutschen Gebiete bereits unter preußischer Herrschaft. Viele Umwälzungen und neue Herren binnen weniger Jahre seit Ende des Kurfürstenstaates also, und viele Intellektuelle, die Trier verließen. Laven blieb, wo er sich wohl fühlte und wo er es zu hohem Ansehen brachte - als Lehrer, Bibliothekar, Schriftsteller sowie als Theater- und Musikkritiker für lokale katholische Zeitschriften. Bleibende Verdienste erwarb sich der schmächtige, kränkliche, aber feinsinnige Mann als Volkstumsforscher. Schon bald nach der Rückkehr aus Bonn spürte er allem Trierischem nach. Der Lokalpatriot schaute dem Volk aufs Maul.Heute Geburtstagsfeier in der Stadtbibliothek

Er sammelte Sagen (zum Beispiel vom Stadtgeist Rictiovarus und von der Heiligen Helena) und verarbeitete sie in Vers- und Strophenform. Vier Dutzend veröffentlichte er 1851 in seinem Bändchen "Trier und seine Umgebungen in Sagen und Gedichten". Als weiteres Resultat seiner Intensivstudien zu Brauchtum und Volkssprache legte er 1858 das Buch "Gedichte in Trierischer Mundart" vor. "Den sprachlichen Erläuterungen und dem beigegeben Wörterverzeichnis liegen reiche Materialsammlungen und eingehende grammatische Studien zugrunde. Damit legte er den Grund, auf dem spätere Sprachforscher aufbauen konnten", sagt der Historiker Guido Groß und nennt Lavens Werk einen wertvollen Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte Triers. Als Laven am 14. April 1859 im Alter von nur 54 Jahren starb, hatte er Triers Mundart nachhaltig reanimiert und hoffähig gemacht. Er gilt zudem als geistiger Wegbereiter für den 1897 gegründeten Verein Trierisch, der ihn - gemeinsam mit der Stadtbibliothek - heute zum 200. Geburtstag ehrt. Die öffentliche Feier im Bibliotheks-Lesesaal (Weberbach) beginnt um 18 Uhr.

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