Aus Berlin von Süd nach Mitte

Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik ist von der Saarstraße in die Kaiserstraße umgezogen. Gespart hat die Stadt damit nicht nur die Miete für die Büros in der Saarstraße, sondern auch beim Umzug selbst: Der Auftrag ging an ein Berliner Unternehmen — eine örtliche Spedition war offenbar zu teuer.

Trier. Zwei Umzugs-LKW mit Berliner Kennzeichen pendelten vorige Woche zwischen Saar- und Kaiserstraße. Im Zuge der Neuordnung der Verwaltung siedelte das Amt für Stadtentwicklung von Trier-Süd in die Nähe des Rathauses nach Trier-Mitte um. Vorteil: Das Amt liegt jetzt nicht nur näher am Rathaus - was die Zusammenarbeit schneller und einfacher machen soll - sondern die Stadt spart auch Miete. Denn anders als das angemietete Gebäude in der Saarstraße ist die neue Unterkunft in städtischem Besitz. Bundesweite Ausschreibung ist Pflicht

Doch den Rotstift hat die Stadt dabei auch an anderer Stelle angesetzt: Mit dem Umzug beauftragt wurde kein Unternehmen aus Trier oder Umgebung, sondern eine Berliner Spedition. "Wenn noch nicht einmal mehr die Stadtverwaltung ihre Aufträge in der Region vergibt, macht einen das schon wütend", ärgert sich ein Trierer Spediteur. "Ich zahle in Trier Gewerbesteuern, beschäftige ausschließlich Mitarbeiter aus der Region und habe meine Autos hier angemeldet - und das Rathaus lässt die Steuergelder nach Berlin fließen."Die Verwaltung hält dagegen: "Die Stadtverwaltung muss wirtschaftlich handeln, der günstigste Anbieter hat den Auftrag erhalten", erklärt Pressesprecher Ralf Frühauf. Generell gelte im Rathaus die Dienstanweisung, dass Aufträge solcher Größenordnung bundesweit ausgeschrieben werden müssen. "Ausnahmen sind nur in begründeten Ausnahmefällen möglich", erklärt Frühauf. Per Telefon-Rundruf seien die Trierer Speditionen von der Ausschreibung informiert worden, sagt der Pressesprecher. "Zwischen der eingegangenen Offerte aus Trier und dem Berliner Angebot lag zwar nicht viel, aber die auswärtige Firma war eben günstiger."Trierer Spediteure verneinen Anruf der Stadt

Der Trierer Spediteur, dessen Angebot bei 11 800 Euro lag, weiß von einem Rundruf nichts. "Ich habe durch Zufall erfahren, dass das Amt umzieht und habe deswegen mein Angebot abgegeben", erklärt er. Dass die Konkurrenz aus Berlin, die auch eine Zweigstelle in Bonn hat, günstiger war, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Schließlich müssten die LKW lange Strecken fahren und es fielen höhere Spesen an, weil die Arbeiter übernachten würden. "Ich weiß nicht, wie die Spedition das ausgleichen will, wenn nicht mit billigen Arbeitskräften aus Osteuropa." Eine Klausel in der Ausschreibung, nachdem Anbieter ihren Arbeitern einen bestimmten Mindestlohn zahlen müssen, hat es laut Frühauf nicht gegeben und sei auch nicht üblich. Ein anderer Trierer Spediteur hat Verständnis dafür, dass der günstigste Anbieter den Auftrag erhalten hat, zumal öffentliche Stellen dazu verpflichtet sind, bundesweit auszuschreiben. Einen Anruf mit einem Hinweis auf die Ausschreibung hat allerdings auch er nicht erhalten. "Sonst hätten wir natürlich ebenfalls ein Angebot abgegeben", bedauert der Mann die verpasste Chance.Im Sommer stehen weitere Umzüge bei den städtischen Ämtern an. "Ich erwarte schon, dass man uns rechtzeitig informiert, damit die Trierer wenigstens eine Chance haben, Aufträge zu erhalten", sagt der Spediteur.

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