Aus Liebe zum Detail

TRIER. Als gelernte Erzieherin hatte Inge Ginter schon immer einen Draht zu Kindern und deren Spielsachen. Seit 16 Jahren arbeitet die Wahl-Triererin mittlerweile im Spielzeugmuseum und hat sich mit viel Liebe zum Detail zur Fachfrau in der Welt des Spielzeugs entwickelt.

Inge Ginter hätte ohne weiteres die Bezeichnung "Entertainerin" verdient, schließlich schafft die 60-Jährige es mühelos, ganze Schulklassen, aber auch Erwachsene mit ihren großen und kleinen Geschichten über die verschiedensten Spielsachen in ihren Bann zu ziehen und zum aufmerksamen Zuhören zu animieren. "So ruhig haben die Kinder schon lange nicht mehr zugehört", habe schon so mancher Lehrer staunend festgestellt, wenn wieder eine ihrer Führungen durch das 500 Quadratmeter große Spielzeugmuseum zu Ende gegangen sei, erzählt Ginter schmunzelnd. Vom ersten Tag an, seit über 15 Jahren ist sie dabei und hat sich im Laufe der Zeit über viele der insgesamt 5000 Exponate detailliertes Wissen angeeignet. "Ich lese viel über die Spielsachen, aber es kommt auch vor, dass Gäste auf mich zukommen und mir eine Geschichte dazu erzählen. Auch so lerne ich dazu", erzählt die ursprünglich aus dem Raum Berlin stammende Frau. Gerade an diesem Vormittag sei ein Eisenbahn-Fan auf sie zugekommen und habe sie über einen Detailfehler in der Eisenbahnausstellung H 0 informiert. Von Blechspielzeug aus den 50er-Jahren, über Puppen, Steiff-Tiere, Zinnsoldaten bis hin zu Spielen reicht die Palette an Ausstellungsstücken, die zum größten Teil aus der Sammlung des Gründerehepaars Scheurich stammen. "Dieser Tanzbär von der französischen Firma Martin aus dem Jahr 1880 ist das älteste mechanische Spielzeug, das wir haben, und war das Lieblingsstück von Wolf Scheurich", erklärt Ginter vor einer der beleuchteten Glasvitrinen. Zusammen mit drei weiteren Damen und einem behinderten Mitarbeiter wechseln sich die Spielzeugkenner unter der Woche ab. "Wir haben zum Glück auch noch einige Ehrenamtliche. Alleine könnten wir das gar nicht schaffen", räumt die zweifache Mutter ein. Neben dem normalen Tagesablauf muss die Sammlung in Ordnung gehalten und immer wieder anders präsentiert werden. Einmal im Jahr ist Großputz angesagt. Nach dem Umzug aus der Trierer Nagelstraße vor sechs Jahren ist die Spielzeugausstellung jetzt im zweiten und dritten Stockwerk in der Jakobstraße über dem Cafe Raab, dem neuen Besitzer, zu finden. "Wir brauchen dringend einen eigenen Eingang. Das ist ein großes Problem. Wir haben auch deswegen rückläufige Besucherzahlen", schildert Inge Ginter die momentan etwas schwierige Situation. Obendrein wird sich der Bürgerverein demnächst auflösen, der das Spielzeugmuseum seit dem Jahr 2000 mit rund 65 Mitgliedern unterstützt hat. "Seither dürfen wir keine Geldspenden mehr annehmen", sagt Ginter. Doch schon im kommenden Dezember rechnet sie wieder mit einem Anstieg der Besucherzahlen, schließlich ist der Andrang im Museum in der Zeit des beliebten Trierer Weihnachtsmarktes immer besonders groß.

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